Maschinenbau in Deutschland:"Vertrauen in den Standort wächst"

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Die Branche der Maschinen- und Anlagenbauer könnte 2007 ein weiteres Rekordjahr erleben - die Gewinne steigen leicht, die Auslastung ist gut. Sorgen bereiten Kapazitätsgrenzen und der starke Euro.

Elisabeth Dostert

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steuert auf das vierte Rekordjahr in Folge zu. Noch zögert der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), seine Schätzung vom Dezember zu korrigieren.

Die Lage ist so gut wie schon seit Ende der neunziger Jahre nicht mehr - im Bild eine Baumaschine von Ahlmann. (Foto: Foto: ddp)

"Unsere Prognose für 2007 von vier Prozent ist nicht in Stein gemeißelt. Es kann auch mehr werden", kündigte VDMA-Präsidente Dieter Brucklacher am Montag bei der Hannover Messe an. "Wir werden uns in den nächsten Wochen Gedanken machen müssen", sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbandes zum möglichen Ausmaß der Anhebung.

Für 2006 war der VDMA eigentlich von einem Produktionsplus von drei Prozent ausgegangen, am Ende lag das Wachstum preisbereinigt bei 7,8 Prozent. "Ich glaube nicht, dass es in diese Richtung gehen wird", sagte Wiechers.

Der begrenzende Faktor sei nicht die Nachfrage auf den Weltmärkten, sondern seien die Kapazitäten der Betriebe. Im Schnitt sind sie für die kommenden fünfeinhalb Monate ausgelastet, "einige bereits über das ganze Jahr hinaus", sagte Wiechers.

Auslastung über fünfeinhalb Monate

Sorgen bereiten Brucklacher die Engpässe in der Beschäftigung und die Wechselkursentwicklung. Viel weiter dürfe sich der Kurs des Dollar im Vergleich zum Euro nicht nach unten bewegen.

"Ein Umrechnungskurs von 1,35 Dollar für einen Euro tut uns weh", sagt Brucklacher. Noch seien die deutschen Unternehmen aufgrund besserer Auslastung und höherer Erträge in der Lage, den erstarkten Euro auszugleichen. "Wenn da 1,40 Dollar stehen, haben wir nicht nur ein Ertragsproblem, sondern dann sinken auch die Absatzzahlen", erwartet Brucklacher.

Ertragslage um die vier Prozent

Über die Ertragslage der deutschen Maschinenbauer sind sich Präsident und Chefvolkswirt nicht einig. Brucklacher veranschlagt die Nettoumsatzrendite auf knapp unter, Wiechers sieht sie leicht über vier Prozent.

Sie ist damit so hoch wie seit Ende der neunziger Jahre nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Ertragslage nach Einschätzung Brucklachers etwas gebessert.

Von einer "Gewinnexplosion" könne aber nicht die Rede sein, weil der Maschinenbau höhere Rohstoffpreise zu verkraften hatte und die Personalkosten gestiegen seien. Ein Fünftel der Firmen arbeitet VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse zufolge "an der Nulllinie". Acht Prozent der deutschen Maschinenbauer machen Verlust.

Deutschland weltweit Nummer zwei

Im vergangenen Jahr hat Deutschland - auch wechselkursbedingt - mit einem Produktionsvolumen von 180 MilliardenEuro Japan als weltweit zweitgrößten Hersteller von Maschinen abgelöst.

Spitzenreiter sind nach wie vor die USA mit 270 Milliarden Euro (siehe Graphik). Der in früheren Jahren beobachtete "starke Trend" zur Verlagerung der Produktion ins Ausland sei etwas gebrochen, sagte Brucklacher. Die Stimmung bessere sich und das Vertrauen in den Standort Deutschland wachse.

Moderate Tarifabschlüsse

Brucklacher warnte davor, die gute Stimmung durch hohe Tarifabschlüsse zu gefährden. "Wir sind dafür, dass die Arbeitnehmer am Erfolg beteiligt werden, aber nur bei den erfolgreichen Unternehmen." Der tabellenwirksame Abschluss müsse aber moderat ausfallen.

Die deutschen Maschinenbauer werden auch in diesem Jahr neue Stellen schaffen. Chefvolkswirt Wiechers schloss allerdings nicht aus, dass die Unternehmen erst einmal den Tarifabschluss in den derzeit laufenden Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie abwarten.

Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen nach wie vor, beklagte Brucklacher, obwohl die Zahl der Ausbildungsverträge stark gestiegen sei. Die Ausbildungsquote der Branche liegt bei 7,6 Prozent.

© SZ vom 17.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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