MAN: Korruptionsaffäre:Schmiergelder in sieben Ländern

Lesezeit: 1 min

Viel Arbeit für die Ermittler: In sieben Länder sollen die Schmiergelder von MAN geflossen sein.

Hans Leyendecker

Die ermittelnde Staatsanwaltschaft München I geht Hinweisen nach, dass der Münchner Konzern MAN beim Verkauf von Lkw und Bussen in sieben Ländern Schmiergeld gezahlt hat: in Deutschland, Italien, Libyen, Algerien, Luxemburg, Griechenland und Norwegen. Die illegalen Zahlungen sollen zum Teil über Scheinfirmen abgewickelt worden sein.

In sieben Länder sollen Schmiergelder von MAN geflossen sein. (Foto: Foto: dpa)

Insbesondere der griechische Markt war für den Nutzfahrzeugkonzern von einiger Bedeutung. In Griechenland hatte allein die zu MAN gehörende Neoplan Busse GmbH 2002 mehr als 90 Solobusse und 40 Gelenkbusse an den Staatsbetrieb ILAP verkauft. Und das griechische Verteidigungsministerium hatte im Zeitraum 2000 bis 2003 mit MAN mehrere Verträge in der Gesamthöhe von 21 Millionen Euro vereinbart.

Verdacht auf Steuerhinterziehung

Das dritte Projekt war eine Gemeinschaftsunternehmung mit Siemens für die griechische Armee. Wegen des Projekts mit dem Namen Hermes ermitteln die Behörden gegen Siemens in Athen. Wie die griechische Zeitung Kathimerini berichtete, hat die Staatsanwaltschaft jetzt auch ein Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem MAN-Fall gegen Unbekannt eingeleitet.

Wahrscheinlich werden die Münchner Strafverfolger in den kommenden Wochen Rechtshilfeersuchen an etliche Behörden im Ausland stellen. Die Folgen der Korruptionsaffäre sind noch nicht absehbar, aber nach Angaben aus Ermittlerkreisen ist die Chefetage des Konzerns - bislang zumindest - in den Fall nicht verwickelt. Die Ermittlungen sollen sich im Wesentlichen auf Vertriebsmitarbeiter erstrecken, wenngleich auch Top-Manager vernommen wurden. Ob das oberste Management verstrickt war oder nicht, könnte auch für eine andere Frage von Bedeutung sein. Da die illegalen Geschäfte mit 16 Millionen Euro angekurbelt worden sein sollen, gilt es als wahrscheinlich, dass die schmutzigen Gelder mit falschen Angaben als Betriebsausgaben von der Steuer abgesetzt worden sind.

Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Steuerhinterziehung eingeleitet wird. Der Konzern hat externe Prüfer beauftragt, den Fall zu untersuchen. Der Aufsichtsrat hat sich noch nicht damit beschäftigt, eine eigene Sonderprüfung in Auftrag zu geben.

© SZ vom 09.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: