Luxusmarkt:Zwölf Nullen

Lesezeit: 1 min

Edles Handwerk: Ausstellung des Uhrmacher Citizen auf der Baselworld. (Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Eine Uhr für 150 000 Euro? Der dritte Porsche? Eine Studie liefert Einsichten in den weltweiten Markt für Luxusgüter.

Von Vivien Timmler, München

Luxus ist ein diffuser Begriff. Wo er anfängt, wo er aufhört, ob er nur Materielles einschließt oder ob Zeit nicht in Wirklichkeit das größte Luxusgut ist - über Fragen dieser Art lässt sich ausgiebig debattieren. Einigkeit herrscht aber weitestgehend darüber, dass ein mit indischer Seide überzogenes Canapé, der dritte Porsche in der Garage oder die 150 000 Euro teure Uhr am Handgelenk dazugehören.

Die Reichen gönnen sich all dies, sie können es sich schließlich leisten, und sie gönnen sich immer mehr davon. Erstmals hat der weltweite Luxusmarkt im Jahr 2015 die Umsatzmarke von einer Billion Euro übertroffen. Eine Billion, das ist eine Eins mit zwölf Nullen. Das ist knapp die Summe, die alle Arbeitnehmer in Deutschland zusammen pro Jahr verdienen. Oder eben der jährliche Betrag, für den sich die Reichen dieser Welt ihre Träume erfüllen.

Um fünf Prozent ist die weltweite Nachfrage nach teuren Autos, Möbeln, Kunst, Schmuck, Feinkost und Luxushotels im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das ist das Ergebnis des "Luxury Business Report", den die Unternehmensberatung Ernst & Young jährlich erstellt. Bereits seit Jahren verzeichnet der Markt nur noch ein geringes Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich. Das liegt vor allem an ehemals extrem kauffreudigen Bevölkerungen von Ländern wie China und Russland, die inzwischen weniger Luxusgüter erwerben und so das Wachstum nach unten drücken. Dem Bericht zufolge liegt das an der wachsenden, am Preis-Leistungs-Verhältnis orientierten Mittelschicht. Auf China entfällt mittlerweile nur noch ein Anteil von sieben Prozent der Luxusgüter des persönlichen Gebrauchs, Japan hat das Land mit acht Prozent überholt. 32 Prozent aller Luxusprodukte und damit der größte Anteil werden in Europa erworben, Nord- und Südamerika kommen zusammen auf 34 Prozent.

Den deutlichsten Zuwachs gab es im vergangenen Jahr mit acht Prozent bei der Automobilindustrie, aber auch die Nachfrage nach Luxushotels und Kunst ist mit sieben und sechs Prozent merklich gestiegen. Jeweils um vier Prozent sind die Märkte für Luxuskreuzfahrten, Feinkost und Luxusmöbel gewachsen.

Letzteres Segment eignet sich - genau wie hochpreisiger Schmuck oder Kunst - in Niedrigzinszeiten bestens zur Geldanlage. Mitunter können Luxusprodukte zu ernst zu nehmenden Investmentobjekten werden - von einem kursrutschartigen Werteverlust sind jedoch auch sie nicht vollständig befreit.

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: