Luftrettung:Der Arzt kommt mit der Drohne

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Die Fotomontage zeigt einen Volocopter vor einem Hangar der ADAC-Luftrettung. Der ADAC startet in der Region Ansbach in Mittelfranken und in Rheinland-Pfalz dazu ein Pilotprojekt. (Foto: ADAC-Luftrettung/dpa)

Die ADAC-Luftrettung plant mit dem Hersteller Volocopter und der LMU München ein Pilotprojekt zur Luftrettung.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Schon im kommenden Jahr sollen Lufttaxis in Bayern und Rheinland-Pfalz umherfliegen - mit Menschen an Bord. Die ADAC-Luftrettung plant zusammen mit dem Hersteller Volocopter und der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Pilotprojekt, bei dem Notärzte in zweisitzigen Multikoptern an Unfallorte geflogen werden. Dies wären dann die ersten bemannten Flüge der neuartigen Geräte in Deutschland über öffentlichem Gebiet.

Die Firma Volocopter aus Bruchsal bei Karlsruhe würde mit den Testflügen ihre weltweit führende Rolle in der Szene der Lufttaxi-Pioniere unterstreichen. Die Volocopter sind eine Mischung aus Hubschrauber und Drohne, sie werden elektrisch angetrieben von 18 kleinen Rotoren. 2017 hatte das Unternehmen mit einem autonomen Flug über der dicht besiedelten Stadt Dubai Maßstäbe gesetzt. Ebenfalls 2017 ist Daimler bei Volocopter eingestiegen; Der Autobauer will dabei sein, wenn das Geschäftsmodell "Lufttaxis für verstopfte Megastädte" zu fliegen beginnt. Doch die Konkurrenz ist groß, überall auf der Welt basteln namhafte Unternehmen und unbekannte Start-ups an den Stadtfliegern.

"Ich glaube, dass die ersten Flugtaxis zwischen 2020 und 2025 in Betrieb gehen werden", sagt Florian Holzapfel vom Institute of Flight System Dynamics an der Technischen Universität München. Der US-Fahrdienstvermittler Uber will nach eigenen Angaben bereits 2023 in Dallas und Los Angeles einen Testbetrieb starten. Dabei will Uber wie auf der Straße nur die Vermittlungs-App stellen, den Flugservice übernehmen andere Firmen. Wie zum Beispiel die US-Firma Aurora, die ebenfalls schon Erfahrung mit autonomen Fluggeräten hat. Der Flugzeugkonzern Boeing hat Aurora 2017 übernommen.

Der andere große Hersteller Airbus tüftelt gleich an mehreren Lufttaxi-Projekten. Der "City-Airbus", ein viersitziger Senkrechtstarter mit Elektromotoren von Siemens, soll Anfang 2019 seinen Jungfernflug machen. Zusammen mit Audi hat Airbus zudem das Modell "Pop.Up Next" präsentiert: Eine Kabine für zwei Personen verkoppelt sich entweder mit einem selbstfahrenden Untersatz oder mit einer Drohne. Bislang klappt das allerdings erst im Maßstab 1:4. Audi beteiligt sich auch am EU-Testprojekt "Urban Air Mobility", das demnächst in Ingolstadt starten soll.

Neben Volocopter und Airbus hat auch das Start-up Lilium aus Weßling bei München eine Zulassung bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) beantragt. Lilium entwickelt gerade einen bemannten Prototypen und will diesen 2019 vorstellen.

"Es gibt weltweit kein System, das derzeit diese extrem hohen Sicherheitsstandards erfüllt", sagt TUM-Forscher Holzapfel. "Volocopter und Lilium sind weiter als Airbus." Alle Firmen müssten nun aber daran arbeiten, ihre Demonstrator-Systeme zu genehmigungsfähigen Passagier-Fliegern weiterzuentwickeln. Auf Augenhöhe mit Volocopter und Lilium bewegt sich das Unternehmen Kitty Hawk, an dem der Google-Mitgründer Larry Page beteiligt ist. Dessen Modell Flyer soll man auch ohne Fluglizenz steuern können, und das Modell Cora soll autonom Menschen transportieren. "Cora ist vorne dabei und wird 2020 wohl in Neuseeland den Personenverkehr aufnehmen", sagt Experte Holzapfel.

Auch der Sportwagenhersteller Porsche hat angedeutet, sich mit Lufttaxis zu beschäftigen. "Wir arbeiten daran", bestätigt Porsche-Chef Oliver Blume, ohne aber weitere Details zu verraten. Aus der Szene heißt es, die Stuttgarter seien in Kontakt mit einem anderen namhaften Unternehmen.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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