Vor wenigen Monaten wäre die Meldung vermutlich nur am Rande zur Kenntnis genommen worden: Die Ferienfluggesellschaft LTU bietet nun auch Langstreckenflüge von Berlin aus an. Und auch das Angebot nimmt sich zunächst noch ganz harmlos aus: überwiegend sind es die klassischen Urlaubsdestinationen.
Doch die Zeiten haben sich geändert: Der Ferienflieger LTU steht unmittelbar vor der Übernahme durch Air Berlin - und damit wächst der Lufthansa in Deutschland ein ernstzunehmender Konkurrent heran, der zwar vor allem im Europaverkehr stark ist, aber in Zukunft auch im besonders lukrativen Langstreckengeschäft wachsen will.
Der Wettbewerb wird zunehmen: Neue Flugzeuge wie die Boeing 787 oder der Airbus A350 werden es künftig leichter machen, Ziele jenseits der großen Märkte anzubieten. Mit den um bis zu 20 Prozent niedrigeren Betriebskosten der neuen Flugzeuge werden plötzlich Strecken rentabel, die zuvor undenkbar gewesen sind.
Weitere Konkurrenz droht
Schon heute zeigen Anbieter wie die Fluggesellschaft Emirates, dass mit günstigen Preisen und einem großen Streckennetz auch kleinere Märkte profitabel bedient werden können. Wenn im kommenden Jahr der Luftverkehr über dem Nordatlantik vollständig liberalisiert wird, droht weitere Konkurrenz. Selbst British Airways erwägt Nonstopflüge von Kontinentaleuropa in die USA.
Die Lufthansa muss nun zeigen, wie sie mit der neuen Wettbewerbssituation umgehen will. Mit kleinen Lösungen hier und dort ist es vermutlich nicht getan. Die Lufthansa muss sich ein paar grundsätzliche Fragen zu ihrer Netzplanung stellen. Am bequemsten wäre es natürlich, so weiterzumachen wie bisher mit den Drehkreuzen Frankfurt und München. Doch reichen dürfte das auf Dauer nicht.