Lufthansa-Streik:Prügel für Bsirske

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Verdi-Chef Frank Bsirske ist für den Streik bei der Lufthansa verantwortlich - zugleich sitzt er im Aufsichtsrat des Unternehmens. Die Empörung wächst.

Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat Verdi-Chef Frank Bsirske aufgefordert, seinen Aufsichtsratsposten bei der Lufthansa für die Dauer der Streiks ruhen zu lassen.

Tanzt auf zwei Hochzeiten: Frank Bsirske (Foto: Foto: AP)

"Einerseits hat er als Verdi-Chef mit zu den Streiks aufgerufen, andererseits muss er als Aufsichtsrat Schaden von der Lufthansa abwenden", zitierte die Rheinische Post (Dienstagsausgabe) aus dem Wirtschaftsinstitut.

Das Institut sehe auch gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Das Mitbestimmungsrecht, wonach zwei bis drei Aufsichtsratsposten der Arbeitnehmerseite für Gewerkschaften reserviert sind, habe bei Unternehmen wie der Lufthansa, die keinem Flächentarifvertrag, sondern einem Haustarifvertrag unterliegen "überhaupt keinen Sinn", hieß es in der Rheinischen Post weiter.

Im Gegenteil führe die Doppelfunktion der gewerkschaftlichen Aufsichtsräte systematisch zu Interessenskonflikten. Verdi selbst hatte die Kosten, die der Streik bei der Lufthansa verursacht, auf fünf Millionen Euro pro Tag beziffert.

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel erneuerte seine Kritik an Bsirske. "Ich frage mich, wie man auf zwei Hochzeiten tanzen kann.

Wenn der grüne Gewerkschaftsfunktionär Bsirske den stellvertretenden Lufthansa-Aufsichtsratschef Bsirske wieder einmal bestreikt, muss man sich schon fragen, ob die Struktur der gewerkschaftlichen Mitbestimmung in den großen Unternehmen so noch zukunftsfähig ist", sagte Niebel dem Münchner Merkur(Dienstagsausgabe).

Entweder vertrete man die Arbeitnehmer, und da sei der Streik ein legitimes Mittel. Oder man sei als Aufsichtsrat dem Wohl eines Unternehmens vepflichtet. Beides zusammen gehe nicht. In der Passauer Neuen Presse vom Montag hatte Niebel bereits den Rückzug Bsirskes aus einem der Ämter gefordert.

Die Gewerkschaft fordert 9,8 Prozent mehr Lohn für die Dauer von zwölf Monaten. Die Lufthansa hatte zuletzt ein nachgebessertes Angebot mit einem gestaffelten Lohnplus von 6,7 Prozent für 21 Monate und einer Einmalzahlung vorgelegt.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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