Lufthansa-Chef Mayrhuber:Ganz der Kranich

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Mit Charme hart sein: Wolfgang Mayrhuber muss die Lufthansa durch ein schwieriges Umfeld leiten und nebenbei mit drei rivalisierenden Gewerkschaften fertig werden.

Wo andere mit der Brechstange arbeiten, versucht es Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber mit Charme. Und oft genug konnte er schon feststellen, dass es auf diese Art am besten funktioniert.

Beschwört den Geist der Lufthanseaten: Wolfgang Mayrhuber (Foto: Foto: dpa)

Jetzt allerdings wird sein Charme auf die Probe gestellt: Gleich drei Gewerkschaften kämpfen im eigenen Haus um Geld und Macht: Verdi, die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC).

Verdi versucht aktuell, durch Streiks knapp zehn Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten des Boden- und Kabinenpersonals herauszuholen. Die Ufo macht zwar nicht mit, will 2009 aber offenbar mit 15 Prozent noch viel mehr durchsetzen.

Und die VC wiederum will vermeiden, dass die einst mühsam mit Mayrhuber ausgehandelt Regelung, wonach Piloten mit geringerem Gehalt nur Maschinen mit bis zu 70 Sitzplätzen fliegen dürfen, von ihm selbst wieder ausgehebelt wird.

Hinzu kommt die rasche Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes in Deutschland. Der Konjunkturaufschwung fällt in sich zusammen und die hohen Kerosinpreise machen den Fluggesellschaften das Geschäft schwer.

Bislang setzt sich die Lufthansa dem Abwärtstrend erfolgreich zur Wehr: Wo andere ihre Flugpläne längst erheblich ausgedünnt haben, konnte die Lufthansa einspringen oder zumindest ihr Angebot halten. Trotz der rasant gestiegenen Kerosinpreise hält Mayrhuber bislang an den Prognosen des Konzerns fest.

Ein Analytiker

Angesichts der enormen Schwierigkeiten, die auf die Fluggesellschaften derzeit zukommen, darf Mayrhuber eine weitere seiner Eigenschaften als Auszeichnung sehen: seine überlegte Art.

Manche schimpfen ihn dafür "zögerlich", andere nennen es "analytisch". Einige scheinbar gute Übernahmegelegenheiten hatte er in den letzten Jahren ausgeschlagen. Jetzt hat er angesichts der Branchenkrise vorerst recht bekommen - wenn er wollte, könnte er nun erheblich günstiger zukaufen.

Zugleich werfen Kritiker Mayrhuber aber auch vor, dass er die Lufthansa komplexer als nötig gemacht habe und Unternehmensteile unnötig konkurrierten.

Dennoch ist Mayrhubers Macht durch ein gewisses Maß an Umsicht gewachsen. Er kennt das Geschäft auch gut genug, um vorsichtig zu sein: Sein gesamtes Berufsleben hat er bei der Lufthansa verbracht, zunächt als Ingenieur in den technischen Abteilungen des Konzerns, später als Leiter der Lufthansa Technik.

Wenn er jetzt im aktuellen Streik den Geist der Lufthanseaten beschwört, weiß er zumindest, wovon er redet. Aber er konnte ebenso erfahren, wie schnell selbst ein Konzern wie Lufthansa abrutschen kann: In den neunziger Jahren musste sich das Unternehmen neu auftstellen - und er leitete das Lufthansa-Sanierungsteam.

Seit 2003 ist er Unternehmenschef. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2010. Länger will der heute 61-jährige dann auch nicht mehr Chef der Lufthansa sein. Das hat er schon gesagt.

Kürzlich wurde das Zitat von ihm verbreitet: "Hand auf's Herz - wir werden doch von vielen beneidet, dass wir für den Kranich arbeiten dürfen." Er macht es nun schon knapp 40 Jahre selbst wie der Kranich, der in der Mythologie als der wachsame - aber auch vorsichtige - Vogel gilt.

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