Luftfahrtbranche:Langsam, aber robust

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Die Branche steht kurz davor, das zehnte profitable Jahr hintereinander zu schaffen. Das ist ihr noch nie gelungen. (Foto: Federico Gambarini/picture alliance)

Wie die Flugbranche 2019 wachsen will - trotz des Brexit und der anderen Handelsstreitigkeiten.

Von Jens Flottau, Genf

Die International Air Transport Association (IATA) rechnet dank niedrigerer Treibstoffkosten und starker Nachfrage 2019 mit höheren Gewinnen der Luftverkehrsbranche. Die IATA-Mitglieder werden im kommenden Jahr dem Verband zufolge insgesamt einen Gewinn von 35,5 Milliarden Dollar machen, drei Milliarden mehr als im laufenden Jahr. Doch die Organisation warnt vor möglichen unvorhersehbaren Folgen des Brexit und Handelskriegen. Auch die Infrastruktur sorge für immer mehr Probleme.

"Wir erwarten langsameres, aber robustes Wachstum", so IATA-Chefökonom Brian Pearce. Die Branche rechnet mit einem Zuwachs der Nachfrage von sechs Prozent, leicht unterhalb der 6,5 Prozent, die sie für das laufende Jahr prognostiziert, aber immer noch über der langjährigen durchschnittlichen Wachstumsrate von rund fünf Prozent.

Pearce glaubt, dass ein ungeregelter Brexit das Wachstum im Luftverkehr zwar reduzieren, aber nicht stoppen würde. Auch deutlich größere Handelskonflikte könnten letztlich kompensiert werden, weil die Nachfrage trotz allem immer noch sehr hoch ist.

Nachdem die Treibstoffkosten zuletzt in die Höhe geschnellt waren und zahlreiche Airlines ihre Gewinnerwartungen nach unten korrigieren mussten oder gar in existenzielle Schwierigkeiten geraten waren, scheinen sich die Befürchtungen in Wohlgefallen aufzulösen. "Der Treibstoffpreis ist viel niedriger als er noch vor einem Monat war," so Pearce.

Die Fluggesellschaften glauben, dass das Angebot derzeit so groß ist, dass auch mögliche Einschnitte der Förderung der OPEC-Länder für eine erneute Trendwende sorgen werden. Allerdings werden viele Fluggesellschaften auch nicht gleich von den niedrigeren Kosten profitieren, denn sie haben sich über Sicherungsgeschäfte schon über einen längeren Zeitraum mit Kerosin eingedeckt und sind nun gezwungen, mehr als den aktuellen Marktpreis zu bezahlen.

Strukturell sind die Gewinne ungleich verteilt. Die großen Airlines in Nordamerika steuern derzeit und auch 2019 rund die Hälfte der weltweiten Profite bei. Die europäischen Airlines kommen insgesamt nur auf 7,4 Milliarden Dollar und liegen damit unter dem Niveau des laufenden Jahres. Allerdings steht die Branche insgesamt kurz davor, das zehnte profitable Jahr hintereinander zu schaffen. Das ist ihr bislang noch nie gelungen.

IATA-Chef Alexandre de Juniac warnte angesichts des bevorstehenden Wachstums vor einer "Infrastrukturkrise". Die vielen Verspätungen und Annullierungen des Sommer 2018 in Europa seien "ein Chaos epischen Ausmaßes" gewesen, das "absolut inakzeptabel" sei.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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