Pleite:Ungarische Fluggesellschaft Malev stellt Betrieb ein

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Es ist die zweite Pleite einer europäischen Airline innerhalb einer Woche: Nach Spanair stellt nun auch die ungarische Fluggesellschaft Malev den Betrieb ein. Wegen Liquiditätsschwierigkeiten bleiben die Flugzeuge des Traditionsunternehmens am Boden - zu groß ist die Gefahr, die Maschinen zu verlieren.

Die ungarische Fluggesellschaft Malev hat am Freitagmorgen ihren Betrieb eingestellt. Dies gab Malev-Generaldirektor Lorant Limburger auf der Webseite des staatlichen Unternehmens bekannt. "Seit dem 3. Februar, 6 Uhr, nach 66-jährigem fortwährenden Betrieb, steigen keine Malev-Flugzeuge mehr auf", hieß es in der Stellungnahme.

"Von einem Tag auf den anderen" hat sich die finanzielle Situation der ungarischen Fluggesellschaft Malev dramatisch verschärft: Die Zulieferer hatten nach Meldungen über einen möglichen Konkurs das Vertrauen verloren. (Foto: REUTERS)

Ungarns Premierminister Viktor Orban sagt dem Sender Kossuth Radio, dass das Grounding nach zwei Startverboten für Malev-Maschinen in Israel und Irland beschlossen worden war. Grund für die Verbote seien die Schulden der Fluggesellschaft gewesen.

"Es ist schmerzhaft. Wir hatten probiert, die Flugbetrieb so lange wie möglich aufrecht zu halten", sagte Orban. Doch nun ging es nicht mehr, weil wir sonst die Flugzeuge verloren hätten, die sich gerade im Ausland befinden."

"Neustart ist nicht unmöglich"

In den vergangenen Tagen war das Unternehmen unter Gläubigerschutz gestellt worden, ein staatlicher Insolvenzverwalter wurde bestellt. Meldungen über den nahenden Konkurs hätten infolgedessen die Liquiditätsschwierigkeiten der Fluggesellschaft verschärft, schrieb Limburger.

Lieferanten hätten "von einem Tag auf den anderen" auf Voraus-Inkasso bestanden. Die Lage der Fluggesellschaft sei dadurch "unhaltbar" geworden. Die Direktion des Unternehmers habe deshalb entschieden, den Betrieb einzustellen.

Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen, 2010 machte Malev rund 110 Millionen Dollar Verlust. Im Januar hatte die EU-Kommission entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die er von 2007 bis 2010 zur Unterstützung der Malev aufgewendet hatte. Seit dem Brüsseler Entscheid stellte die Regierung jegliche Hilfe an Malev ein.

Orban vertritt dennoch die Auffassung, dass Ungarn eine nationale Fluglinie braucht. Voraussetzung: Es gibt einen Investor. "Ich denke, ein Neustart ist nicht unmöglich. Und wenn wir das Erbe der Vergangenheit loswerden können, könnte es weiterhin eine nationale ungarische Fluglinie geben".

Malev hat am Flughafen Budapest eine enorme Präsenz: Mit ihren 22 geleasten Flugzeugen trägt erheblich zum Flugaufkommen bei und beschäftigt 2600 Leute.

2010 war der Versuch fehlgeschlagen, die Fluglinie zu privatisieren. Gespräche mit der chinesischen Fluggesellschaft Hainan Airlines über eine Kooperation verlieren im Sande.

© Süddeutsche.de/dpa/bero/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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