Luftfahrt:Mit Schmutz handeln

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Am Mond vorbei: Ein Flugzeug der Lufthansa auf dem Weg nach Peking. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Nach jahrelangen Verhandlungen einigte sich der Luftverkehr auf ein Klimaschutzabkommen zur Verringerung des Treibhausgas-Abstoßes ab dem Jahr 2021.

Einen Monat vor der UN-Klimakonferenz in Marrakesch hat die internationale Luftfahrtbranche ein wichtiges Signal ausgesandt: Nach jahrelangen Verhandlungen einigten sich die Mitgliedstaaten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (Icao) auf eine Deckelung des klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstoßes ab dem Jahr 2021. Der Luftverkehr ist damit die erste Wirtschaftssparte, die sich selbst weltweite Klimaschutzmaßnahmen auferlegt.

Trotz der erwarteten Zunahme der Zahl der Flugpassagiere in den kommenden Jahren solle der Treibhausgas-Ausstoß ab 2021 auf dem Stand des Vorjahres eingefroren werden, erklärte die Icao am vorletzten Tag ihres elftägigen Treffens im kanadischen Montréal. Die Vereinbarung der UN-Organisation gilt bis 2035 und soll zunächst auf freiwilliger Basis umgesetzt werden. Ab 2027 aber sind die Vorgaben verpflichtend.

Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Fluggesellschaften im Rahmen eines weltweiten Emissionshandels für Verschmutzungsrechte bezahlen müssen. Ausgenommen von den Vorgaben werden lediglich die ärmsten Länder der Welt, kleine Inselstaaten und Staaten mit einem geringen Aufkommen an internationalem Flugverkehr. Bislang haben sich mehr als 60 der 191 Icao-Mitgliedsstaaten bereit erklärt, die Klimaschutzvorgaben im Luftverkehr umzusetzen.

Das Klimaschutzprogramm trägt den Namen Corsia, das ist die Abkürzung für Carbon Offset and Reduction Scheme (Kohlenstoffausgleichs- und Reduzierungsschema). Um klimaschädlichen Treibstoffverbrauch zu verringern, will die Icao effizientere Flugzeugmotoren fördern, die mit Bio-Treibstoff funktionieren. Auch die Verwendung leichterer Materialien beim Flugzeugbau und die Optimierung von Flugrouten sollen zum Klimaschutz beitragen.

Sechs Jahre lang hatten die Mitgliedstaaten der UN-Organisation darüber verhandelt. Die Einigung gelang trotz Vorbehalten Russlands und der großen Schwellenländer China und Indien. Russland hatte bei den Verhandlungen von einem "unrealistischen Ziel" gesprochen. Am Donnerstag bekräftigte seine Delegation, Russland sei "noch nicht in der Lage", eine Teilnahme zuzusagen.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft erklärte, die Vereinbarung sei ein Kompromiss. "Wir hätten uns von Anfang an eine verbindliche Teilnahme vorstellen können", erklärte Verbandschef Stefan Schulte in Berlin. "Umso erfreulicher ist, dass schon jetzt 65 Staaten, die zusammen mehr als 80 Prozent der weltweiten Verkehrsleistung ausmachen, ihre Teilnahme von Beginn an zugesagt haben."

Die Selbstverpflichtung der Luftfahrt zum Klimaschutz ist ein wichtiges Signal für die bevorstehende UN-Klimakonferenz. Sie beginnt am 7. November im marokkanischen Marrakesch und beschäftigt sich mit der Umsetzung des globalen Klimaschutzabkommens, das im vergangenen Jahr in Paris vereinbart worden war. Dieses Abkommen sieht vor, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Luftfahrtbranche, die etwa zwei Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verursacht, wurde im Klimaabkommen nicht berücksichtigt.

© SZ vom 07.10.2016 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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