DHL Express ist im Postkonzern gefragt, wenns schnell gehen muss: wenn ein gestrandetes Flugzeug ein Ersatzteil benötigt, ein Vertragspartner auf ein dringendes Dokument wartet, oder Arznei in ein Krisengebiet geflogen werden soll. Dieses internationale Kuriergeschäft derPost ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und steuert fast die Hälfte zum Gewinn des gesamten Post-Konzerns zu.
Und DHL stellt sich auf weiteres Wachstum ein. Der Konzern will fortan eine Milliarde Euro jährlich ins Expressgeschäft investieren: in Depots und Flugzeuge, aber auch in die Fortbildung der etwa 100 000 Beschäftigten weltweit. Das hat die Post am Dienstag angekündigt. Die Aktie verzeichnete am Dienstag leichte Zugewinne. Man investierte nun, obwohl "die Meere etwas stürmischer geworden sind", sagte Spartenchef John Pearson: Beispielsweise musste DHL-Konkurrent Fedex vor zwei Monaten die Gewinnprognose nach unten korrigieren, da Handelskonflikte und politische Unsicherheiten das Logistikgeschäft belasteten.
Zwar spürte auch DHL im vergangenen Quartal, dass die Zahl der Expresssendungen von Firmen an andere Firmen nicht so stark gestiegen sei wie in vergangenen Jahren. Allerdings profitiert der Konzern zugleich davon, dass Onlinehändler immer mehr per Express durch die Welt fliegen lassen: Smartphones etwa oder Mountainbikes, die schnell beim Käufer ankommen sollen - und so viel Geld kosten, dass der teurere Eilversand nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Während im Jahr 2013 nur jede zehnte Expresssendung an eine Privatperson ging, erwartet DHL für das nächste Jahr bereits einen 30-Prozent-Anteil privater Empfänger. Der Onlinehandel biete noch viel Potenzial, sagt Spartenchef Pearson.
Auch deshalb hat DHL für 123 Millionen Euro ein neues Logistikzentrum am Flughafen Köln/Bonn gebaut, das am Dienstag offiziell in Betrieb ging. Neben Frankfurt und dem weltweiten Drehkreuz Leipzig/Halle ist der Flughafen im Rheinland einer der wichtigsten Umschlagplätze der Expresssparte in Deutschland. Bis zu 14 konzerneigene und geleaste DHL-Flugzeuge landen täglich in Köln/Bonn.
Manager Pearson gibt sich optimistisch, dass der Welthandel "too big to fail" sei: Dieser Ausdruck ist seit der Finanzkrise 2009 vor allem für Banken bekannt, die man im Zweifelsfall vor dem Verschwinden retten sollte, weil sie derart relevant für die Volkswirtschaft seien, so die Logik. Für jede protektionistische Tendenz auf der Welt, sagt Pearson, öffneten sich an anderer Stelle neue Handelsabkommen oder Freihandelszonen. Für den Manager und sein Geschäft wird viel davon abhängen, ob er mit diesem Optimismus recht behalten wird.