Lösung im Tarifstreit:Verdi und Lufthansa einigen sich

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Ende des Tarifkonflikts: Nach kurzen Gesprächen haben sich Verdi und die Lufthansa geeinigt. Am Samstag um 6 Uhr kehren die Mitarbeiter an ihre Arbeitsplätze zurück.

Die Lösung ist gefunden - und der Konflikt beendet: Die Lufthansa hat sich im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi offiziell geeinigt. Das Boden- und Kabinenpersonal bekommt rückwirkend zum 1. Juli eine Lohnerhöhung von 5,1 Prozent, teilte die Lufthansa mit. Am 1. Juli 2009 folgt eine weitere Erhöhung um 2,3 Prozent.

Durchbruch im Tarifstreit: Lufthansa und Verdi haben sich geeinigt. (Foto: Foto: AP)

Zudem gibt es eine Einmalzahlung und eine ergebnisabhängige Komponente. Sie könne sich auf bis zu 2,4 Prozent einer Jahresgrundvergütung belaufen, hieß es am Freitag.

Der Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 21 Monaten bis Ende Februar 2010. Umgerechnet auf je zwölf Monate erhöhe der Konzern die individuelle Vergütung der Mitarbeiter damit um 4,2 Prozent.

Streik wird beendet

Für das Kabinenpersonal gebe es einen Abschluss im gleichen Volumen mit "kabinenspezifischer Ausgestaltung", erklärte Lufthansa weiter. Dieser stehe aber noch unter Vorbehalt entsprechender Vereinbarungen des Unternehmens und Verdi sowie der Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation (UFO). Hintergrund ist, dass UFO einen noch bis Ende 2008 laufenden Tarifvertrag für die Kabine ausgehandelt hatte und kommendes Jahr mit einem eigenen Abschluss 15 Prozent mehr Geld durchsetzen will. Daher könnte es 2009 erneut zu Streiks, allerdings nur bei den Stewards und Stewardessen, kommen.

Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer sagte, der Tarifkompromiss belaste das Unternehmen angesichts der Streiktage erheblich: "Es ist sicherlich für beide Tarifpartner kein Abschluss im schmerzfreien Bereich." Er sei nur vertretbar wegen der langen Laufzeit und der ergebnisbezogenen Einmalzahlungen. Die höheren Kosten müssten jetzt über mehr Produktivität aufgefangen werden.

Streik endet am Samstagmorgen

Doch der Lufthansa-Manager sieht auch positive Seiten an dem Kompromiss. Er gebe Planungssicherheit und die deutlich geringere Erhöhung von 2,3 Prozent im nächsten Jahr spiegele die erwarteten Probleme in der Branche wider, die derzeit unter den hohen Ölpreisen leidet.

Auch bei Verdi gab es nur gedämpfte Freude. "Das Ergebnis wird nicht alle Erwartungen erfüllen", sagte Verhandlungsführer Erhard Ott. "Wir haben mehrfach vor der Abreise gestanden." Die Steigerung sei aber durch die hohe Bereitschaft der Mitarbeiter, sich an den Streiks zu beteiligen, ermöglicht worden. Mit dem Streik habe man die Fluggäste möglichst wenig treffen, auf Lufthansa aber wirtschaftlichen Druck ausüben wollen.

Nach nicht einmal einer Woche Arbeitskampf kehrt damit von Samstagmorgen an wieder Ruhe bei Deutschlands größter Fluglinie ein - dann will Verdi den Streik beenden. Mit Beginn der Frühschicht am Samstag werde der Arbeitskampf vorerst beendet, sagte Verdi-Mann Ott. Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte, die streikenden Mitarbeiter würden die Arbeit zur Frühschicht am Samstagmorgen wieder aufnehmen. Nach der Einigung im Tarifstreit ende der Streik am Samstag um 6 Uhr. Der Flugbetrieb wird sich jedoch nach Angaben der Lufthansa erst nach einiger Zeit normalisieren.

Urabstimmung beginnt am Mittwoch

Die Einbußen für das Unternehmen durch den Streik mit mehreren hundert ausgefallenen Flügen bezifferte Lufthansa-Personalvorstand Lauer auf "einen deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Betrag". Auch der Tarifabschluss wird das Unternehmen belasten: In diesem Jahr liegen die Mehraufwendungen demnach bei 40 Millionen Euro, im nächsten Jahr bei rund 100 Millionen Euro, sagte Lauer.

Am Mittwoch beginnt Verdi mit der Urabstimmung über den Abschluss. Bis zum darauffolgenden Dienstag sollen die Mitglieder entscheiden, ob sie mit der gefunden Lösung einverstanden sind.

Am Donnerstag hatten sich die Vertreter der Gewerkschaft mit Lufthansa-Managern überraschend zu informellen Gesprächen getroffen. Über die Ergebnisse berieten anschließend die Tarifkommissionen von Lufthansa und Verdi.

Die Gewerkschaft hatte für die rund 50.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld gefordert. Die Lufthansa hatte 7,7 Prozent für 21 Monate inklusive einer Einmalzahlung geboten.

© sueddeutsche.de/dpa/APAFP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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