So eine deutsch-amerikanische Fusion kann es in sich haben. Nicht nur, weil operativ ein mächtigeres Unternehmen entsteht, das vielleicht Renditen steigern und Ressourcen sparen kann. So eine Fusion kann auch Börsianer elektrisieren - das passiert gerade beim Zusammengehen des Dax-Mitglieds Linde mit dem US-Gasehersteller Praxair, dessen Titel im S&P-500-Index in New York gelistet sind.
Die Aktien der bisher in München ansässigen Linde AG sind auch im europäischen Auswahlindex Euro-Stoxx-50 vertreten, genau wie der Hauptkonkurrent aus Frankreich, Air Liquide, bisheriger Marktführer für Industriegase, den Linde und Praxair gemeinsam möglichst bald überholen wollen. Seit einigen Jahren ist Linde zudem noch im Nachhaltigkeitsbarometer von Dow Jones vertreten, der anderen führenden Index-Marke der westlichen Welt.
Die gute Nachricht ist: Die neue Linde plc, dann Gesellschaft nach irischem Recht mit juristischem Unternehmenssitz in Dublin sowie weiteren operativen Firmensitzen im amerikanischen Danbury, Connecticut und in München, kann die Börsenkarrieren der Vorgängerfirmen wohl nahtlos fortführen. ,,Solange Linde einen Hauptsitz fürs operative Geschäft auch in Deutschland behält, qualifiziert sich das neue Unternehmen weiter für den Dax", sagt Uwe Streich, Indexspezialist bei der Landesbank Baden-Württemberg. Tatsächlich hat die Deutsche Börse in Vorbereitung der missglückten Fusion mit der London Stock Exchange seinerzeit ihre ursprünglich streng auf den juristischen Hauptsitz ausgelegten Dax-Kriterien aufgeweicht; es reicht nun, wenn ein Unternehmen, das zu den wertvollsten im Land gehört, ein "operatives Hauptquartier" in Deutschland betreibt, heißt es im Dax-Leitfaden, und das steht bei Linde außer Frage.
Im Vorfeld der Fusion, die aktientechnisch mit dem Tausch der Titel von Linde am Freitag und Praxair am Montag vollzogen wird, zogen die Aktienkurse beider Firmen denn auch deutlich an. Neben positiven Geschäftsaussichten, da sind sich Aktienexperten einig, beflügelt auch die Aussicht auf die multiplen Mitgliedschaften in den Börsenbarometern. Vor allem auf Auswahlindizes fixierte börsengehandelte Fonds (ETF) müssen die bald vermutlich noch wertvollere Linde plc beinhalten.
Automatisch in neue Aktien umgetauscht werden die im Dax notierten Titel ,,Linde zum Umtausch eingereicht", die 92 Prozent des Börsenwertes des Unternehmens von 40 Milliarden Euro ausmachen. Acht Prozent der Linde-Anteile stehen nicht zum Tausch an. Diese Aktionäre sollen eine Barabfindung bekommen, die im Zuge eines sogenannten Squeeze-out-Verfahrens nach einer außerordentlichen Hauptversammlung 2019 beschlossen werden soll, wie ein Linde-Sprecher erklärt.