Linde:Führungskrise

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Am Montag war die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair gescheitert. Am Dienstag nun erklärte Linde-Chef Wolfgang Büchele, er bleibe nur noch bis April. Die Traditionsfirma befindet sich in einer schweren Krise.

Von Caspar Busse, München

Nach der gescheiterten Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair steht Linde vor einem Führungswechsel. Der amtierende Vorstandsvorsitzende Wolfgang Büchele, 57, werde seinen bis April 2017 laufenden Vertrag nicht verlängern, teilte der Industriegase-Hersteller am Dienstag per Ad-hoc-Meldung mit. Wer sein Nachfolger werden könnte, ist unklar. Linde stellt Spezialgase aller Art her und ist einer der größten Anbieter weltweit.

Zuvor hatte bereits Finanzchef Georg Denoke mit sofortiger Wirkung sein Amt aufgegeben. Dessen Aufgaben übernimmt Linde zufolge kommissarisch Sven Schneider, der bisherige Abteilungsleiter Konzernfinanzen. Die Aktien des Unternehmens bauten ihre Kursgewinne nach Bekanntgabe der Personalien aus und notierten mehr als fünf Prozent im Plus. Erst am Montag hatte Linde überraschend das Scheitern der Fusionsgespräche mit Praxair bekannt gegeben. Die Amerikaner hätten unter anderem gefordert, dass die neue Konzernzentrale in den USA ist. Auch Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Deutschland seien in Gefahr gewesen. Deshalb hat sich Linde-Chef Büchele zu einer Absage der Verhandlungen entschlossen, dafür übernimmt er jetzt offenbar auch die Verantwortung. Wolfgang Reitzle, 67, Bücheles Vorgänger und seit Mai Aufsichtsratsvorsitzender bei Linde, hatte ihn dabei unterstützt, hieß es.

Schon länger schwelt bei Linde ein Führungskampf. Reitzle, der von 2003 bis 2014 als Vorstandsvorsitzender amtierte, war nach zweijähriger Wartezeit erst vor einigen Monaten an die Spitze des Aufsichtsrats zurückgekehrt, hatte aber schon zuvor seinen Nachfolger Büchele kritisiert. Der ehemalige BASF-Manager war im Mai 2014 ins Amt gekommen und musste bald die Prognosen nach unten revidieren. "Ganz klar, das Unternehmen lenke ich", hatte er der SZ noch im Mai zur Kritik von Reitzle gesagt. Es gebe keine Konfrontation. Er treffe sich mit Reitzle "zur Diskussion, und nicht zum Rapport". Nun aber geht er, und Reitzle bleibt.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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