Libor-Nachfolger:Sonia soll es richten

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2021 soll die Verwendung des Libor auslaufen. Dies hat Andrew Bailey, Chef der britischen Bankenaufsicht, bereits deutlich gemacht. In Großbritannien übernimmt die Notenbank künftig die Berechnung des Zinssatzes.

Von Björn Finke

Die Zukunft heißt Sonia: Die Abkürzung steht für Sterling Overnight Index Average. Das ist der Durchschnitts-Zinssatz, zu dem sich Finanzkonzerne mithilfe Londoner Broker britische Pfund über Nacht leihen. Berücksichtigt werden Geschäfte, die mindestens 25 Millionen Pfund wert sind, und es geht um unbesicherte Darlehen. Der Londoner Brokerverband WMBA, die Wholesale Markets Brokers' Association, hat diesen Referenzzinssatz für auf Pfund lautende Wertpapiere 1997 eingeführt. Vom kommenden Jahr an, genauer: zum 24. April 2018, wird die britische Notenbank Sonias Berechnung vom WMBA übernehmen. Die Bank of England hat dafür die Berechnungsmethode verändert. Drei bis vier Jahre danach soll Sonia den Libor (London Interbank Offered Rate) ablösen, den skandalumwitterten bisherigen Referenzzinssatz für Wertpapiere. Die britische Finanzaufsicht FCA, die Financial Conduct Authority, hat festgelegt, dass die Verwendung des Libor im Jahr 2021 auslaufen soll. Behördenchef Andrew Bailey sagt, dieses Datum sei weit genug in der Zukunft, um - verglichen mit einem schnelleren Wechsel - "erheblich die Risiken und Kosten" zu verringern. Es gibt insgesamt 35 Libor-Referenz-Zinssätze für fünf Währungen - für Pfund, Euro, Dollar, Yen und Schweizer Franken - und verschiedene Laufzeiten. Die Libor-Sätze werden berechnet anhand von Schätzungen, die 20 Banken abgeben. Die Institute teilen mit, zu welchem Zinssatz sie sich bei anderen Banken auf dem Londoner Markt ungesichert Geld leihen könnten. Da Sonia anders als Libor auf echten Geschäften beruht anstatt bloß auf Aussagen von Bankern, soll der neue Satz weniger anfällig für Manipulationen sein. Die britischen Aufseher und die amerikanische Notenbank Federal Reserve gelten bei der Suche nach einem Libor-Nachfolger als Vorreiter. In dem kleineren Währungsraum der Schweiz ist man jedoch auch schon weit.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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