Lastenräder:Und weg ist es

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Die Kinder zur Kita bringen, Bierkästen transportieren oder eine Kommode: Lastenräder sind praktisch, aber kostspielig. (Foto: Gregor Fischer/picture alliance/dpa)

Lastenräder lassen sich versichern. Aber meistens reicht die Erweiterung der Hausratpolice.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Für Davide Lorenzo hat sich herausgestellt: Sein vor Kurzem gekauftes Lastenrad ist eine ziemlich gute Anschaffung. Mit dem Fahrzeug erledigt der Kölner die Wocheneinkäufe für seine fünfköpfige Familie, bringt die Kinder in die Kita und zur Schule und transportiert damit auch mal große Regale fürs Kinderzimmer. Weil das alles ganz schön in die Beine geht, hat er sich für ein Modell mit E-Antrieb entschieden. Für ihn ist das Lastenrad die ideale Alternative zum Autofahren in der Stadt: keine lästige Parkplatzsuche, kein langes Stehen im Stau, keine Kosten für Benzin - und gut fürs Klima sind die Räder sowieso. "Sie entzerren die Straßen und sorgen für bessere Luft", findet auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC.

Wie Lorenzo entscheiden sich immer mehr Menschen für die umweltfreundliche Fortbewegungsvariante Fahrrad. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband wurden 2018 etwa 40 000 Lastenräder mit Elektromotor verkauft, die eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern erreichen können. Zahlen zu nicht motorisierten Lastenrädern werden nicht erfasst. Der ZIV geht jedoch davon aus, dass der Markt für beide Kategorien auch künftig weiter wachsen wird.

Allerdings sind die Lastenräder nicht gerade günstig. Lorenzo hat für ein gebrauchtes Modell von Babboe 1200 Euro gezahlt, neu kosten sie je nach Verkäufer bis zu 2300 Euro. Andere Hersteller verlangen für ein entsprechendes Fahrzeug mit E-Antrieb bis zu 5000 Euro. "Ich habe mich beim Kauf schon gefragt, ob ich das Fahrrad versichern soll", sagt der 38-jährige Architekt.

Bei vielen Versicherern können Kunden das Lastenrad gegen einen Aufpreis in die Hausratversicherung integrieren, allerdings nur solche Modelle, die maximal eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern erreichen. So lässt sich die Hausratversicherung bei der Huk-Coburg um ein Zusatzmodul ergänzen, über das Kunden Fahrräder und auch Lastenfahrräder gegen einfachen Diebstahl versichern können. Von einfachem Diebstahl sprechen Versicherer dann, wenn Gegenstände ohne Einbruch entwendet werden, sonst wäre es Einbruchdiebstahl. Das heißt, das Fahrrad muss nicht in der Garage oder im Keller eingeschlossen sein.

Auch beim Düsseldorfer Versicherer Ergo können Kunden das E-Lastenrad in die Hausratpolice einschließen. Dabei müssen sie entscheiden, ob das Velo nur gegen Diebstahl oder auch mit einer Kaskoversicherung gegen selbst verursachte Unfallschäden und Vandalismusschäden geschützt werden soll. Die zusätzlichen Kosten sind dabei abhängig vom Wohnort und der festgelegten Entschädigungsgrenze. Eine Sprecherin nennt ein Beispiel: Wer in Nürnberg wohnt und ein Lastenrad mit einem Wert von 5000 Euro versichern will, zahlt im Jahr zusätzlich zur Hausratprämie 71 Euro jährlich für das reine Diebstahlrisiko, wer die Kaskovariante inklusive Diebstahlschutz wählt, zahlt 144 Euro pro Jahr.

Bei der Allianz ist der Aufpreis abhängig vom Gesamtwert des Hausrats. Berücksichtigt wird aber auch der Wert des zu versichernden Lastenrades. "Dessen Wert können Kunden gestaffelt nach den Beträgen 1500 Euro, 3000 Euro, 6000 Euro und mehr als 6000 Euro festlegen", sagt eine Sprecherin.

Wichtig ist, dass das Rad zum Zeitpunkt des Diebstahls abgeschlossen war

Bei der Ergo gilt: Wer keine Hausratversicherung bei der Gesellschaft hat, kann das Rad auch über die sogenannte Gegenstandsversicherung schützen. Sie ist aber wesentlich teurer, als wenn der Schutz in eine bestehende Police integriert wird. "Bei der Gegenstandsversicherung können Kunden aussuchen, ob sie ihr Rad nur gegen Langfinger absichern oder zusätzlich den Kaskobaustein kaufen, für den sie selbst eine Entschädigungsgrenze festlegen", sagt die Sprecherin. Das würde beim Beispiel des 5000 Euro teuren Lastenrads in Nürnberg 590 Euro im Jahr kosten. Günstiger ist es deshalb in der Regel, den Hausratversicherer zu informieren.

Eine Versicherung des Rades gegen Unfall- und Vandalismusschäden kann nach Ansicht von Ralf Pergande durchaus sinnvoll sein. "Die Lastenräder sind wesentlich schwergängiger zu fahren als normale Fahrräder, da kommt es schon häufiger zu einem Unfall, bei dem das Rad beschädigt wird", sagt der geschäftsführende Gesellschafter des Hamburger Versicherungsmaklers Pergande und Pöthe, zu dessen Arbeitsfeldern die Versicherung von Lastenrädern gehört.

Sein Unternehmen hat für den ADFC eine Spezialpolice entwickelt, mit der nicht nur Privatleute ihre Lastenräder absichern können, sondern auch gewerbliche Verleiher. Der dahinterstehende Versicherer ist die Kravag. Pergandes Vollkasko-Police kostet für ADFC-Mitglieder mit einem 4000 Euro teuren Lastenrad 280 Euro pro Jahr. Nichtmitglieder zahlen etwa zehn Prozent mehr. Weitere Anbieter mit reinen Fahrradpolicen sind die Versicherer Enra und Wertgarantie.

Wichtig für alle Versicherer ist, dass das Fahrrad zum Zeitpunkt des Diebstahls abgeschlossen war. Allianz, Ergo und Huk-Coburg machen dabei keine Vorgaben zur Art und Beschaffenheit des Schlosses, bei Pergandes Angebot muss das Lastenrad an einen festen Gegenstand wie einen Radständer oder einen Laternenpfahl angeschlossen oder in einem abgeschlossenen Raum abgestellt sein. Außerdem müssen bei ihm die Nutzer ein hochwertiges Fahrradschloss verwenden.

Lorenzo hat sich letztendlich gegen eine Versicherung entschieden. Das Diebstahlrisiko hält er nachts für am größten - und da ist das Rad im Fahrradkeller eingeschlossen.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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