Kritik an Discountflügen:Lufthansa spricht von "Lockvogel-Angeboten"

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Der Vertriebschef des Branchenführers Lufthansa schimpft über die Sonderaktionen einiger Fluggesellschaften.

Sibylle Haas

"Unsere Wettbewerber machen im Discounterhandel Lockvogelangebote", sagte Lufthansa-Vertriebsvorstand Thierry Antinori bei der Jahrestagung des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter-Verbandes DRV in Dubai.

Er nannte explizit die Angebote von DBA (früher Deutsche BA) bei Aldi, Ryanair bei Real und Air Berlin bei Lidl. "Sie führen die Kunden in die Irre und diskreditieren die Reisebüros".

Auch DRV-Präsident Klaus Laepple kritisierte die Sonderaktionen und forderte das Ende "gedankenloser Preispolitik". "Schluss mit den unsinnigen Preisattacken, gerade auch in den Discountermärkten", sagte er. "Wenn eine Airline 300.000 Tickets verschenkt, die andere einen Cent pro Flug verlangt, dann ist das eine nicht zu übertreffende Torheit", schimpfte er.

Wirtschaftliche Vernunft gefordert

"Man könnte meinen, diese Firmen hätten sich zum kollektiven Suizid verabredet". Der Verbandschef forderte Reisepreise, "die von wirtschaftlicher Vernunft geprägt sind und den reellen Wert abbilden". Nur dies sichere die Rentabilität von Reiseveranstaltern und Reisebüros, denn die Veranstalterreise sei mehr wert, als sie koste.

Antinori sagte, die Fluggesellschaft lehne Sonderaktionen im Discounterhandel ab. Bei den Kunden entstehe dadurch nur der Eindruck, dass sie die Reisebüros nicht mehr brauchen. Lufthansa biete Sonderverkäufe dagegen über die Reisebüros an. "Wir haben den Kunden gezeigt: Du musst nicht erst zu Aldi gehen, um ein Schnäppchen zu kaufen - im Reisebüro bist Du viel besser aufgehoben".

Der Vertriebschef bezog sich in seiner Rede immer wieder auf die Partnerschaft der Lufthansa mit den Reisebüros. Diese sind nicht so gut auf die Fluggesellschaft zu sprechen, seit sie den Agenturen die Provision gestrichen hat. Seitdem verlangen die Büros von ihren Kunden Gebühren für den Verkauf von Flugscheinen.

Sonderzahlungen

DRV-Präsident Laepple kritisierte, dass es trotz der gestrichenen Provisionen nach wie vor Sonderzahlungen an "ausgewählte" Reisebüros gebe. Dies verzerre den Wettbewerb. Davon unabhängig kündigte Lufthansa in Dubai an, die Versicherung für Forderungsausfälle der Reisebüros nicht mehr zu erneuern.

Die Versicherung koste den Konzern 1,8 Millionen Euro im Jahr, sie sei aber nur für eine Ausfallsumme von 20000 Euro genutzt worden. Dies sei unwirtschaftlich.

© SZ vom 15.10.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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