Krise im Soffin:Chef der Bankenretter wirft hin

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Der Chef der Soffin, Günther Merl, tritt aus "persönlichen Gründen" zurück, heißt es offiziell. In Wahrheit aber hat der 62-Jährige die Nase voll.

Helga Einecke

Es gab in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder Spekulationen, wie lange Günther Merl, 62, seinen Job wohl noch macht. Nun wirft er Ende Januar hin. "Aus persönlichen Gründen", heißt es offiziell.

Soffin-Chef Günther Merl wirft den Job hin. (Foto: Foto: dpa)

In Wahrheit aber hat der Mann die Nase voll. Merl leitete den Sonderfonds Finanzmarktstabilität - kurz Soffin genannt. Dieser Fonds greift überschuldeten Finanzinstituten mit Kapital und Garantien unter die Arme, wie zuletzt der Hypo Real Estate, der Commerzbank oder den vielen Landesbanken. Dabei ging es um äußerst knifflige Fragen des Machbaren für die Banken und auch für die Politik.

Hin und Her der Kompetenzen ließ ihm wenig Spielraum

Und der Frührentner Merl nahm die Aufgabe gerne an. Offenbar unterschätzte er von Anfang an den Arbeitsaufwand für diesen Job und überschätzte zugleich seine Einflussmöglichkeiten. Der Rettungsfonds wurde im Oktober hastig konstruiert, in Frankfurt angesiedelt, aber von Berlin aus dirigiert.

Das Hin und Her der Kompetenzen ließ Merl wenig Spielraum, seine eigenen Ideen ohne die Einmischung von Landesregierungen, Bundesministerien und den Chefs öffentlicher Banken durchzusetzen. In seiner Zeit als Chef der Landesbank Hessen-Thüringen war Merl es nicht gewohnt, zwischen allen Stühlen zu sitzen. Damals musste er sich nur mit einem Ministerpräsidenten arrangieren.

Er gilt als Banker alten Stils, der Verschwiegenheit und dicke, geschlossene Türen schätzt. Als Chef der Helaba hatte er etwas entwickelt, was den meisten Landesbanken bis heute fehlt: ein Geschäftsmodell.

Er übernahm die Frankfurter Sparkasse und bildete mit allen Sparkassen der Region einen engen Verbund. Seiner vorsichtigen Strategie verdankt die Helaba, dass sie in der Finanzkrise bisher relativ gut davonkam und bescherte Merl einen tadellosen Ruf. Ende September 2008 gab er sein Amt als Landesbank-Chef überraschend auf, er hätte von Vertrags wegen noch eine ganze Weile weitermachen können.

Fleißig und bedächtig

Auf Wunsch der Bundesregierung kehrte er nach wenigen Tagen des Ruhestands wieder nach Frankfurt zurück. Zunächst schien er auch der richtige Mann für den heiklen Posten zu sein. Gehörten zu den Bittstellern des Soffin doch vor allem ehemalige Weggefährten, die Merl persönlich kannte. Außerdem konnte er seine Erfahrungen aus seinem langjährigen Berufsleben bei der WestLB und der Helaba einbringen. Seine ruhige und bedächtige Art und seine finanzielle Unabhängigkeit verschafften ihm außerdem Respekt.

Seine Weggefährten beschreiben ihn als sehr fleißig. Als Rentner konnten sie sich ihn kaum vorstellen. Der gebürtige Amberger schätzt die bayerische Lebensart, Blasmusik und kühles Bier. Das kann er künftig wieder genießen.

Schon als Helaba-Chef zog er sich gerne in seinen alten Bauernhof am Chiemsee zurück und genoss es, dort von keinem als Bankier erkannt und angesprochen zu werden. Er pflegt eher einen bescheidenen Lebensstil. Ausflüge nach Salzburg, Radeln im Sommer und Skifahren im Winter gehören dazu.

© SZ vom 22.01.2009/akh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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