Kräftiger Bestellzuwachs:Deutschlands Industrie frohlockt

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Nach schweren Monaten geht mit der deutschen Industrie wieder aufwärts: Im Juni stiegen die Aufträge wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Die deutsche Industrie fasst nach der schwersten Krise der Nachkriegszeit wieder Tritt. Dank der lebhaften Nachfrage aus den Euro-Ländern stiegen ihre Aufträge im Juni so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Die Bestellungen haben im Juni im Vergleich zum Vormonat um 4,5 Prozent zugelegt. (Foto: Foto:)

Experten rufen angesichts der zügigen Erholung der Schlüsselbranche das Ende der Rezession aus, rechnen aber nicht mit einem kräftigen Aufschwung.

"Bereit angelegte Belebung"

Die Bestellungen legten um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Das war bereits der vierte Anstieg in Folge und der stärkste seit Juni 2007.

"Die Belebung ist breit über viele Industriezweige angelegt" hieß es. Experten hatten nur ein Plus von 0,8 Prozent erwartet, nachdem es im Mai bereits einen kräftigen Zuwachs von 4,4 Prozent gegeben hatte.

In den Fabriken dürften die Schornsteine deshalb schon bald wieder stärker qualmen, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Mehr Aufträge heute bedeuten mehr Produktion morgen."

Die Wirtschaft werde im Sommer wieder wachsen - zum ersten Mal nach über einem Jahr stetigen Schrumpfens. "Die Rezession ist zu Ende", sagte Krämer. Die Industrie litt bislang wie kein anderer Wirtschaftszweig unter dem Einbruch des Welthandels, der nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Herbst 2008 einsetzte.

Rege Nachfrage aus Nachbarländern

Die stärksten Impulse kommen nun wieder aus dem Ausland. Dort zog die Nachfrage nach deutschen Produkten um 8,3 Prozent an. Besonders in den Euro-Ländern - dem mit Abstand wichtigsten Markt für den Exportweltmeister - war "Made in Germany" gefragt.

Hier nahmen die Aufträge um 13,2 Prozent zu. Der Heimatmarkt dagegen schwächelt: In Deutschland zog die Nachfrage nur um 0,2 Prozent an. Geordert wurden in erster Linie Maschinen, Fahrzeuge und andere Investitionsgüter. Hier kletterte die Nachfrage um insgesamt 5,0 Prozent. Produzenten von Vorleistungsgütern wie Verpackungen und Chemiefasern meldeten ein Plus von 4,6 Prozent.

Dagegen nahm die Nachfrage nach Konsumgütern um 0,5 Prozent ab. Experten sehen die deutsche Industrie als Nutznießer der staatlichen Hilfsprogramme in Europa und Übersee. "Wir profitieren im Moment von den weltweiten Konjunkturprogrammen, die jedoch irgendwann auslaufen werden", sagte Stefan Bielmeier von der Deutschen Bank.

Von einem sich selbst tragenden Aufschwung sei Deutschland deshalb noch weit entfernt, zumal der Binnenmarkt bei steigender Arbeitslosigkeit unter Druck geraten werde. UniCredit-Experte Alexander Koch zufolge wird es noch bis Mitte 2013 dauern, bis Produktion und Auslastung der Unternehmen das Niveau der Zeit vor der Krise wieder erreicht haben.

Wie stark die Industrie mit ihren vielen Weltmarktführern trotz des Aufwärtstrends noch immer unter der globalen Rezession leidet, zeigt der Vergleich mit Juni 2008. Damals lag das Auftragsvolumen um 25,3 Prozent höher.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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