Kostenlose Girokonten im Vergleich:Wer mehr verdient, muss nichts zahlen

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Beim laufenden Konto lässt sich Geld sparen: Viele Banken bieten mittlerweile eine kostenlose Variante an. Nur: Es bekommt nicht jeder.

Thomas Öchsner

Als die Dresdner Bank und die Deutsche Bank im März 2000 ihren Zusammenschluss planten, wollten die Großbanken vom durchschnittlichen Privatkunden nichts mehr wissen.

Die Geldinstitute planten, Kunden mit einem Vermögen von weniger als 200.000 DM zu einer auf das Massengeschäft spezialisierten Banktochter abzuschieben.

Sechs Jahre später ist das anders: Die Großbanken kämpfen wieder um Privatkunden. Von diesem Samstag an bietet die Dresdner Bank - als zweite Großbank nach der HypoVereinsbank (HVB) - sogar ein kostenloses Girokonto an. Bei einem Geldeingang von 650 Euro im Monat bleiben Online-Transaktionen plus EC-Karte (jetzt Maestro-Card) kostenlos, die bislang übliche Pauschale von 2,75 EUR entfällt dann. Schecks und Überweisungen in Schriftform kosten nun allerdings statt 75 Cent das Doppelte - 1,50 Euro.

Kritik an Gehaltsgrenzen

Mit dieser Offerte kommt die Dresdner Bank eher spät an den Markt. Während bei der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Norisbank noch monatliche Gebühren für das Girokonto fällig sind, locken viele andere Institute längst mit dem Konto zum Nulltarif. Die Voraussetzungen sind jedoch unterschiedlich. Das zeigt ein Vergleich zwischen Filialbanken und Direktbanken.

Die Filialbanken: Bei überregional tätigen Filialbanken gibt es das kostenlose Girokonto, wenn regelmäßig Geld eingeht. Schließlich haben die Kreditinstitute nichts zu verschenken.

Das Modell rechnet sich für sie nur, wenn der Kunde so viel Geld auf dem Konto zur Verfügung stellt, dass die Bank damit profitabel auf dem Kapitalmarkt arbeiten kann.

So müssen sich zum Beispiel bei der HVB durchschnittlich 1500 Euro pro Quartal auf dem Konto befinden, dann muss der Kunde keine Gebühren zahlen.

Die Postbank hat genauso wie die Comdirect und die SEB Bank eine Freigrenze von 1250 (früher 1000) Euro (Tabelle). Und auch einige Sparkassen haben inzwischen nachgezogen, obwohl sie sich ein umfangreiches Filialnetz leisten.

Die Stadtsparkasse München bietet zum Beispiel seit 1. Oktober 2005 ein kostenloses Girokonto an, sofern es mit durchschnittlich 1500 Euro pro Monat im Plus ist. Bei den Sparda-Banken sind kostenlose Konten für den Zahlungsverkehr dagegen schon lange üblich: Wer etwa bei der Sparda-Bank München einen Genossenschaftsanteil für 52 Euro kauft, kann ebenfalls online ein gebührenfreies Girokonto führen.

Verbraucherschützer sehen den Trend, Gebühren an die Höhe des Geldeingangs zu koppeln, jedoch kritisch. "Den Bevölkerungsschichten, die wenig verdienen, greifen die Banken stärker in die Tasche. Das ist eine neue Form von Diskriminierung", sagt Markus Lietz, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Die Direktbanken: Während Comdirect und Volkswagenbank ebenfalls auf regelmäßige Einzahlungen im Monat bestehen, machen die Deutsche Kreditbank (DKB) und die Netbank ein kostenloses Girokonto nur von einer Bedingung abhängig: Der Kunde muss seine gesamten Geschäfte am Computer abwickeln.

Lietz warnt deshalb: "Wer gerne das persönliche Gespräch sucht oder telefonisch Aufträge durchgeben will, ist bei einer reinen Online-Bank falsch aufgehoben." Das gelte auch für Kunden, die sich nicht regelmäßig über das Thema Sicherheit beim Online-Banking informieren. "Wer nicht permanent seine Virenschutzsoftware erneuert und keine Firewall in seinem Rechner installiert hat, sollte vom Online-Banking lieber die Finger lassen", meint der Finanzexperte.

Lietz rät bei einem Vergleich der Angebote, sich das Preis- und Leistungsverhältnis genau anzuschauen. Dazu zähle auch der Dispozinssatz, die Möglichkeit, telefonisch Aufträge zu übermitteln oder mögliche Zusatzgebühren. So verlangen zum Beispiel die Sparda-Bank München oder die Stadtsparkasse München von ihren Online-Kunden für das Einlösen eines Schecks keine Extra-Gebühren.

Hinzu kommt ein weiteres Auswahlkriterium: die Zahl der am Wohnort und Arbeitsplatz verfügbaren Geldautomaten. "Ein kostenloses Girokonto nützt gar nichts, wenn der Kunde zum Beispiel auf dem Land lebt und das Abheben von Bargeld nur an Automaten möglich ist, bei denen Gebühren fällig werden", sagt der Finanzexperte.

Denn Fremdgehen kann teuer kommen: Wer etwa als Sparkassenkunde zu einer Großbank geht oder umgekehrt, muss in der Regel etwa ein Prozent der abgehobenen Summe zahlen, mindestens jedoch ein bis vier Euro.

© SZ vom 01.04.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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