Korruptionsfall MAN:Mehr als 100 Personen unter Verdacht

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Der Schmiergeldskandal um MAN weitet sich aus. Die Ermittler haben mehr als 100 Beschuldigte im Visier - zunächst waren sie von drei Personen ausgegangen.

Der Korruptionsfall um den Maschinenbau- und Nutzfahrzeugekonzern MAN spitzt sich zu. Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft zufolge gibt es weit über 100 Beschuldigte wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen. Anfänglich waren die Ermittler von drei Personen ausgegangen.

Im Korruptionfall um MAN geht die Staatsanwaltschaft von mehr als 100 Beschuldigten aus. (Foto: Foto: AP)

Darunter befänden sich sowohl Mitarbeiter aus dem Vertriebsbereich als auch Zahlungsempfänger. Zwei Personen seien in der vergangenen Woche verhaftet worden und ein Haftbefehl anschließend wieder außer Vollzug gesetzt worden, teilte die Behörde mit. Gegenwärtige Vorstandsmitglieder des Konzerns seien allerdings nicht davon betroffen gewesen.

Bei dem Schlag gegen das mutmaßliche Schmiergeldsystem wurden den Angaben zufolge 59 Objekte durchsucht, darunter Hauptsitz des Konzerns, Werke und Niederlassungen der MAN. Es seien 300 Polizisten, 100 Steuerfahnder und 26 Staatsanwälte im gesamten Bundesgebiet im Einsatz gewesen.

Besonders im Bereich Lkw sollen von den Verkäufern in den MAN-Niederlassungen als Provisionen bezeichnete Bestechungsgelder an Mitarbeiter der Kunden gezahlt worden sein. Die Zahlungen seien teilweise über die Konten von Angehörigen und Freunden der Geldempfänger gelaufen. Alleine in den Jahren 2002 bis 2005 sollen Schmiergelder in Höhe von einer Million Euro für den Verkauf von Fahrzeugen im Inland gezahlt worden sein.

Schmiergelder in sieben Ländern

Bei Zahlungen im Ausland gebe es die Vermutung, dass das Geld unter anderem über Briefkastenfirmen in Malta, auf den Bahamas, British Virgin Islands, Zypern, London und New York sowie über Barauszahlungen an die Empfänger gelangt ist. Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass MAN Schmiergelder in sieben Ländern gezahlt hat. Die Gelder sollen nach Deutschland, Italien, Libyen, Algerien, Luxemburg, Griechenland und Norwegen geflossen sein - teilweise wurden die Zahlungen offenbar über Scheinfirmen abgewickelt.

Besondere Bedeutung hatte für MAN der griechische Markt. In Griechenland hatte allein die zu MAN gehörende Neoplan Busse GmbH 2002 mehr als 90 Solobusse und 40 Gelenkbusse an den Staatsbetrieb ILAP verkauft. Und auch das griechische Verteidigungsministerium hatte zwischen den Jahren 2000 und 2003 mit MAN Verträge in mit einer Gesamthöhe von 21 Millionen Euro vereinbart. Das dritte Projekt war eine Gemeinschaftsunternehmung mit Siemens für die griechische Armee.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler sollen von MAN insgesamt Bestechungsgelder in Höhe von 16 Millionen Euro geflossen sein.

Der Konzern selbst wollte mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher bekräftigte aber, dass MAN in vollem Umfang mit der Staatsanwaltschaft kooperiere. Das Unternehmen war selbst bereits in den vergangenen Jahren auf Unregelmäßigkeiten bei Provisionszahlungen gestoßen und hatte sich später auch von einigen Mitarbeitern getrennt. Nach Bekanntwerden der Durchsuchungen leitete MAN in der vergangenen Woche eine Sonderprüfung in die Wege und will dafür auch externe Experten konsultieren. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen den Ermittlern zur Verfügung gestellt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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