Kommentar:Verflixter Februar

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Gemüse wird zum Luxushobby, Benzin wird teurer, Diesel ganz verbannt: Der Februar war teuer, ärgerlich und voll verpasster Chancen. Zum Glück ist inzwischen März.

Von Stephan Radomsky

Eine Woche zum Vergessen war das, ach was, ein ganzer Monat! Endlich ist er zu Ende, der Februar. Sowieso steht er ja eigentlich für jeden, der kein Narr ist, ganz oben auf der Rangliste der unbeliebten Monate: dunkel, kalt, freudlos. 2017 aber, wirklich, war es ganz besonders schlimm. Denn zu allem Überfluss war der Februar dieses Mal auch noch richtig teuer - und zwar für praktisch jeden.

Es stiegen die Preise für so ziemlich alles, und zwar deutlich: Bei 2,2 Prozent lag die Inflation, so hoch wie seit Jahren nicht. Gemüse beispielsweise wurde im zweistelligen Prozentbereich teurer. Frisch und gesund zu essen wurde da fast schon zum Luxushobby, und das gerade jetzt, wo Vitamine doch so wichtig wären. Noch heftiger war der Preisanstieg bei der Butter: fast ein Drittel. Deftig und herzhaft zu schmausen war also ein noch größeres Problem. Und fast schon überflüssig zu erwähnen ist, dass Autofahren weniger Spaß machte, weil auch die Spritrechnung wieder um einiges höher ausfiel.

Überhaupt musste dieser Februar Autofahrern Angst einjagen, vor allem denjenigen, die Diesel tanken. Zum ganzen Verdruss um den VW-Skandal - nein, der Konzern will seinen betrogenen Kunden hierzulande noch immer keine Entschädigungen zahlen - kam noch eine viel konkretere Sorge: Dass es schon ziemlich bald vorbei sein könnte mit Ausfahrten in der Stadt. In Stuttgart beispielsweise sollen demnächst viele Straßen für Diesel-Autos tabu sein, wenn die Luft zu dreckig wird. Und das passiert dort und anderswo ziemlich oft. In München etwa, wo man sich nach einem Gerichtsurteil nun ebenfalls auf Fahrverbote vorbereiten muss. Für viele Pendler könnte der Weg zur Arbeit damit bald zum Glücksspiel werden - oder sie kaufen ein neues Auto.

Wenig Freude mit dem Februar hatten auch Sparer, vor allem wenn sie Bausparer sind. Dann nämlich dürfen ihnen die Kassen alte und hoch verzinste Verträge kündigen, hat der Bundesgerichtshof entschieden. Vorbei die Zeiten mit drei, vier Prozent Zinsen aufs Guthaben: Holen Sie gefälligst ihr Geld ab, wir wollen es nicht mehr! Dass die Bausparkassen jahrelang blendend an den Kunden verdient haben, die sie nun vor die Tür setzen - nicht mehr der Rede wert.

Der Februar war teuer, ärgerlich und voll verpasster Chancen. Zum Glück ist inzwischen März.

Und gleichzeitig geht der verflixte Trump-Boom an den Börsen weiter und weiter, entgegen allen Voraussagen - und an den meisten Sparern vorbei. Als etwa der Dow Jones Ende Januar über 20 000 Punkte stieg, waren sich irgendwie alle einig: Das war's. Pah. Nur einen Monat später waren es schon 21 000 Punkte. Plus fünf Prozent in nur einem Monat - das schafft nicht mal der beste Bausparer. Nur dass die meisten eben an diesen Gewinnen nicht mitverdienen.

Was also tun? Zur Ablenkung ab vor die Glotze? Schön wär's. Denn hier drohen, auch das dürfte vielen im Februar endgültig bewusst geworden sein, ebenfalls Ungemach und neue Kosten. Wer digitales Antennen-TV guckt, muss sich nämlich umstellen: von DVB-T auf DVB-T2. Und das geht, wie könnte es anders sein, meist nur mit einer neuen Empfangsbox. Also wieder Geld ausgeben.

Der Februar war also teuer, ärgerlich und voll verpasster Chancen. Zum Glück ist jetzt März. Und siehe da, wenigstens wird es jetzt sehr viel billiger, seinen ganzen Frust abzulassen. Der Europäische Gerichtshof hat die Gebühren für viele 0180-Telefonhotlines gedeckelt, sie dürfen nur noch so viel kosten wie normale Gespräche. Mit einer Festnetz-Flatrate kann man sich jetzt also praktisch unbegrenzt beschweren. Was für eine enorme Erleichterung.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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