Kommentar:Späte Korrektur

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Bei DaimlerChrysler bestätigt sich die Erfahrung, dass ein Unternehmen eine Fehlentscheidung erst korrigiert, wenn ein neuer Chef das Ruder übernimmt.

Karl-Heinz Büschemann

Kaum ist der DaimlerChrysler-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp ausgeschieden, zeigt sein Nachfolger, dass es mit dem Kleinwagen Smart nicht weitergehen kann wie bisher. Dieter Zetsche hat eine Investment-Bank beauftragt, einen Käufer für den Milliarden-Verlustbringer zu suchen. Damit macht er klar, dass er eine Entscheidung herbeiführen wird, vor der sich sein Vorgänger gedrückt hat. Wahrscheinlich ist aber auch, dass der Smart vor dem Ende steht.

Dass sich ein Investor findet, ist nicht wahrscheinlich. Die Smart-Verluste, die sich auf mehr als drei Milliarden Euro belaufen, sind zu hoch, die Risiken groß. Auch die Kooperation mit einem anderen Hersteller ist unwahrscheinlich. Einen Partner hat DaimlerChrysler trotz jahrelanger Suche für den Smart nicht gefunden. Es bleiben nicht viele Möglichkeiten. Entweder wirft DaimlerChrysler einem Abnehmer noch einmal viel Geld hinterher, oder der Konzern muss das 1998 begonnene Abenteuer unter Inkaufnahme eines riesigen Image-Verlustes selbst beenden.

Selten hat sich ein Autokonzern so verhoben

Nie kam der Ende der neunziger Jahre aufgelegte Kleinwagen aus der Krise heraus. Stattdessen gab es immer neue Versprechungen auf Besserung, und ständig wechselte das Smart- Management. Obwohl es der Stadtflitzer zu Kultstatus brachte, hatte DaimlerChrysler nie eine konsistente Strategie für dieses einst innovative Auto.

Da war die Konkurrenz besser. BMW brachte 2001 mit dem Mini ein Kleinauto, das ebenfalls niemand brauchte und das trotzdem ein Erfolg wurde. Die Münchner Marketing-Strategen schafften es, den Neuling aus englischer Fertigung im Premium-Segment unterzubringen, wo sich für wenig Auto viel Geld nehmen lässt, und sie boten neue Varianten wie ein Cabrio an.

Beides gelang den Smart-Strategen nicht. Der Viersitzer blieb ohne den Kultstatus des Ur-Smarts. Der Roadster geriet unansehnlich und wurde bald eingestellt. Lauter Management-Fehler, ähnlich wie schon die Entscheidung, das Smart-Werk im französischen Hambach so auszulegen, dass dort nur Zweisitzer gebaut werden können. Heute kommt der viersitzige Smart aus einer Mitsubishi-Fabrik in Holland. So wirft eine Autofertigung nie Geld ab. Die Serie von Fehlern beim Smart lastet schon zu lange auf dem Image von DaimlerChrysler und Mercedes. Dieter Zetsche tut gut daran, das Problem schnell zu lösen.

© SZ vom 10.01.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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