Kommentar:Schlechtes Zeichen von Delphi

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Die Pleite des amerikanischen Zulieferers ist eine Katastrophe und ein schlechtes Zeichen für die gesamte amerikanische Autoindustrie. Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass sich auch bald General Motors oder Ford an den Konkursrichter wenden müssen.

Karl-Heinz Büschemann

Diese Pleite ist nicht das Ende von Delphi. In den USA ist das Insolvenzverfahren oft ein Teil der Sanierung eines Unternehmens. Aber die rund um Detroit angesiedelten großen Autokonzerne GM, Ford und Chrysler sowie ihre bedeutenden Zulieferer haben alle die gleichen Probleme. Die Löhne und Sozialleistungen sind hoch, aber die Technologie der Autos ist altbacken. Die Gewerkschaften haben in den guten Jahren für die Arbeiter eine Reihe von teuren Sozialleistungen ausgehandelt. Die Gesundheitskosten für alle aktiven und pensionierten Mitarbeiter sowie die Renten für frühere Beschäftigte müssen zum großen Teil von den Unternehmen bezahlt werden.

Konkurrenz aus Asien wird schärfer

Das hebt deren Kosten in gefährliche Höhen, denn die Japaner tragen solche Lasten nicht. Jedes Auto von GM oder Ford ist mit Sozialkosten von ungefähr 2000 Dollar belastet. Da die Konkurrenz aus Asien aber schärfer wird, das Interesse der Amerikaner an US-Autos schwindet und die heimischen Hersteller immer höhere Rabatte gewähren, werden die Unternehmen von ihren Verlusten erdrückt. Nur Chrysler steht einigermaßen gut da.

Das geht nicht mehr lange gut. Aber die Chefs von GM und Ford haben bisher nicht erkennen lassen, wie sie den Karren aus dem Dreck ziehen wollen. In ihrer Hilflosigkeit kündigen sie gern höheren Druck auf die Preise der Zulieferer an - und treiben ihre Lieferanten immer weiter in die Misere. Strategien, wie sie gegen die Japaner antreten wollen, blieben sie schuldig.

Signal an die Gewerkschaften

Wahrscheinlich müssen deswegen jetzt die Automobilgewerkschaften zu bisher undenkbaren Zugeständnissen bereit sein. Die Pleite von Delphi ist daher auch als Signal der Konzerne an die Gewerkschaften zu verstehen, dass die Zeit der Freundlichkeiten und der uferlosen Verhandlungen vorbei sind.

In Detroit und Umgebung, wo wegen der Schrumpfung der Branche die Not ohnehin schon groß ist, wird es bald zu drastischen Entlassungen und Fabrikschließungen kommen. Die Globalisierung ist auch bei den bisher noch gut behüteten amerikanischen Autoarbeitern angekommen.

© SZ vom 10.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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