Wer es nicht glauben wollte, hat nun amtlich, was Corona ökonomisch anrichtet: Die deutsche Wirtschaft ist schon von Januar bis März um zwei Prozent geschrumpft. Weil die großen Einschränkungen erst Mitte März begannen, lässt sich leicht ausmalen, dass die Zahlen noch schlimmer werden. Es führt kein Weg daran vorbei: Die Bundesregierung muss einen Gang hochschalten und die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm stützen. Ja, sie bemüht sich energisch, Pleiten und Entlassungen zu verhindern. Doch das reicht nun nicht mehr aus.
Die amtlichen Statistiker verifizieren, was an Prognosen schon lange kursiert. Gabriel Felbermayr vom Institut für Weltwirtschaft sah bereits im März "die Mutter aller Rezessionen". Die Statistiker rechnen nun vor, dass schon im ersten Quartal Konsum, Exporte und Investitionen einbrachen. Und das ist ja nur der Anfang. Im April war alles dicht, jetzt wird langsam gelockert. Im zweiten Quartal bis Ende Juni wird die Wirtschaft nach vielen Prognosen um 13 bis 15 Prozent einbrechen - historisch außergewöhnlich.
Klar, danach dürften die Daten besser werden, jedenfalls wenn sich ein zweiter Lockdown vermeiden lässt. Doch es wäre ein Fehler, sich allein auf die Selbsterholung zu verlassen. Die Weltwirtschaft bleibt erst mal schwach, was die Exportnation Bundesrepublik besonders trifft. Und viele Deutsche sind verunsichert, jeder fünfte fürchtet um seinen Arbeitsplatz. Da konsumieren die Bürger weniger, als ihr Kontostand erlaubt. Verunsichert sind auch viele Firmen.
Unternehmen brauchen genauso bessere Aussichten wie die Verbraucher
Alle Akteure, Bürger wie Firmen, brauchen bessere Aussichten. Damit die einen wieder mehr kaufen. Und die anderen investieren und Mitarbeiter halten, und sei es monatelang in Kurzarbeit, statt sie zu entlassen. Ein Konjunkturpaket würde die Aussichten verbessern und so die Erholung entscheidend beschleunigen.
Was den Konsum angeht, hemmt in der Corona-Rezession nicht nur die Sorge um den Job. Die Bürger müssen sich auch erst mal daran gewöhnen, mit Abstand und Maske einzukaufen. Gefragt sind jetzt finanzielle Anreize, die diesen Hemmungen entgegenwirken. Wichtig wäre natürlich, dass die Sorgen um den Job abnehmen, weil die Arbeitnehmer sehen, dass die Firmen nicht massenhaft entlassen. Schon deshalb sollte ein Konjunkturpaket auch den Unternehmen bessere Perspektiven verschaffen.
Weil den meisten Branchen der Umsatz wegbricht, sollte das Paket breit wirken. Deshalb verbietet sich, einzelne Sektoren übermäßig zu bedenken, wie es die Autoindustrie mit einer Kaufprämie fordert. Da die deutschen Hersteller inzwischen zwei von drei Wagen ins Ausland verkaufen, wirkt eine solche Prämie nur begrenzt. Fördert sie nennenswert Verbrennungsmotoren, verzögert sie auch noch den Umbau der Autoindustrie hin zu ökologischeren Antrieben. Deshalb: Wrackt diese Idee endlich ab!
Besser wäre, in allen Branchen Investitionen anzuregen, indem diese steuerlich rasant abgeschrieben werden dürfen. Zu erwägen ist, Firmen dieses Jahr komplett die Sozialbeiträge für jeden Arbeitnehmer zu erstatten, den sie neu einstellen. Und wenn der Staat mehr investiert, profitiert die Wirtschaft ebenfalls.
Digitalisiert der Staat seine Verwaltung, ersparen sich die Firmen Kosten. Lässt er Ladesäulen für E-Autos aufstellen, macht er deren Kauf interessanter. Fördert er die Zusatzqualifikation von Mitarbeitern in Kurzarbeit, beschert er Bildungsanbietern Geschäft.
Mit all dem würde die Regierung den Corona-Schock nutzen, um die deutsche Volkswirtschaft schneller in die Richtung zu entwickeln, in die sie ohnehin muss. Und dabei ist jeder Euro gut angelegt, der den wirtschaftlichen Absturz bremst.