Kommentar:Gefährliche Traumtänzer

Briten streiten über den Brexit: Wirtschaftsverbände sind für Verbleib in Zollunion, Politiker votieren mit unrealistischen Argumenten für den Ausstieg.

Von Björn Finke

Alles hat seinen Preis. Verlässt Großbritannien nach dem Brexit und einer Übergangsphase die Zollunion mit der EU, werden Geschäfte über den Ärmelkanal mühsamer. Dafür kann die Regierung dann Freihandelsverträge mit Wirtschaftsmächten wie den USA abschließen. Exporte nach Amerika oder Asien könnten also einfacher werden. London muss sich darum entscheiden, was wichtiger ist: möglichst ungestörter Handel mit Europa oder die Aussicht auf besseren Zugang zu Märkten auf anderen Kontinenten.

Den britischen Wirtschaftsverbänden fällt die Antwort leicht: Für ihre Mitglieder sind die übrigen EU-Staaten der größte Exportmarkt. Und das wird sich in absehbarer Zukunft nicht ändern. Darum verlangen die Lobbyisten den Verbleib in der Zollunion. Doch die Brexit-Fans in der Konservativen Partei wollen das nicht. Sie träumen davon, dass das Königreich zur globalen Handelsmacht aufsteigt. Grundlage dieses Export-Empires sollen Freihandelsverträge sein, die London endlich abschließen kann, wenn erst das Brüsseler Joch abgeschüttelt ist.

Die harten Argumente der Wirtschaftsvertreter stoßen also auf luftige Träume von Politikern. Es kann gut sein, dass die Traumtänzer die Oberhand behalten - ein Albtraum für die Firmen.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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