Koch, Neff & Volckmar:Buchgroßhändler gerettet

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Der Berliner Logistiker Zeitfracht übernimmt den insolventen Großhändler KNV. Damit sind Standorte und Arbeitsplätze gerettet.

Von Dieter Sürig, München

Einen Großteil des Umsatzes macht die Buchbranche nicht nur zu Weihnachten, sondern traditionell auch in der Ferienzeit, wenn sich Bücherfans für die Urlaubslektüre eindecken. Gut für sie, dass der Buchgroßhändler Koch, Neff und Volckmar (KNV) gerettet ist und der deutsche Buchhandel somit weiterhin zuverlässig beliefert werden kann. Dies war Mitte Februar unsicher geworden, nachdem das Stuttgarter Unternehmen wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag stellen musste. Die Verhandlungen von Verwalter Tobias Wahl waren nun erfolgreich: Der Berliner Logistiker Zeitfracht wird die KNV-Gruppe komplett übernehmen, wie Wahl am Mittwoch verkündete. Zum Kaufpreis machte er keine Angaben.

Das 90 Jahre alte Familienunternehmen Zeitfracht mit 350 Millionen Euro Jahresumsatz ist in den Bereichen Logistik, Luftfahrt und Immobilien aktiv und beschäftigt gut 1800 Mitarbeiter. Erst im Februar hatte Zeitfracht die Luftfahrtgesellschaft Walter von Eurowings übernommen. "Durch die Bündelung von Know-how und die Nutzung der jeweiligen Stärken beider Seiten ergeben sich erhebliche Synergien", sagt Insolvenzverwalter Wahl. Zeitfracht habe das beste Gesamtgebot unter wirtschaftlichen und personellen Aspekten abgegeben und sich damit gegenüber anderen Bietern durchgesetzt. Die Gläubigerausschüsse hätten den Kaufvertrag mit dem Investor bereits genehmigt.

Die Berliner wollen das KNV-Geschäft weiterentwickeln und alle Standorte in Stuttgart, Erfurt (Logistik) und Leipzig erhalten. Dies gelte auch für die rund 1600 Arbeitsplätze des Buchgroßhändlers. "Als inhabergeführtes Familienunternehmen bekennen wir uns uneingeschränkt zum Kulturgut Buch", sagt Finanz-Geschäftsführer Frank Schulze. Arbeitsverträge und Vergütung aller Mitarbeiter würden nicht geändert. Auch die KNV-Geschäftsführer Thomas Raff und Jens Neuner bleiben im Amt. Lediglich die Gesellschafter Oliver Voerster und Bertram Feuerbacher verlassen die Geschäftsführung. "Eine langfristige, nachhaltige Geschäftsentwicklung hat für uns den höchsten Stellenwert", sagt Schulze. Die Übernahme "eines der größten und modernsten Logistikzentren in Europa" stärke die Position in der Logistikbranche. Die gesamte Gruppe sei nun wieder solide und wettbewerbsfähig, sagt Wahl. Banken und Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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