Knorr-Bremse und ZF:Bremser unter sich

Lesezeit: 2 min

ZF will trotz der verlorenen Bieterschlacht um Haldex ein wichtiger Konkurrent von Knorr-Bremse bleiben. Der Übernahme von Haldex müssen noch diverse Kartellbehörden zustimmen - einige Auflagen sind zu erwarten.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Der Zweikampf zwischen Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz Hermann Thiele und ZF-Chef Stefan Sommer um den schwedischen Nutzfahrzeug-Zulieferer Haldex ist in finanzieller Hinsicht entschieden - auf verbaler Ebene wird er noch fortgesetzt. Zunächst ist Knorr-Bremse auf seinem langen Weg zur Übernahme von Haldex einen weiteren Schritt vorangekommen. Das Übernahmeangebot für 125 Kronen pro Aktie (12,79 Euro) fand breite Zustimmung, die Anteilseigner dienten den Münchnern 71,2 Prozent der Aktien an. Zusammen mit seinen schon zuvor erworbenen Anteilen kommt Knorr-Bremse nun auf 86,1 Prozent.

Der ZF-Vorstandsvorsitzende Stefan Sommer beobachtet den Zusammenschluss der Bremsen-Fabrikanten nach seiner Niederlage skeptisch: "Der große Verlierer heißt Haldex", sagte er in Stuttgart. Die lange Übergangsphase bei Haldex löse bei Mitarbeitern und Kunden Unsicherheit aus, die dem Unternehmen nicht gut tue. Tatsächlich steht die Übernahme noch unter Vorbehalt, die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Knorr-Bremse hat die Angebotsfrist bis 28. Februar verlängert.

Haldex sitzt in Südschweden und stellt Druckluftbremsen für Lkw her. Auch ZF-Chef Sommer hätte die Firma gerne aufgekauft, aber der Friedrichshafener Autozulieferer musste sich Knorr-Bremse geschlagen geben. ZF hatte 120 Kronen pro Aktie geboten - also fünf Kronen weniger. Dennoch besserte Sommer sein Angebot nicht nach. Stattdessen versuchte er, die Aktionäre mit strategischen Argumenten zu überzeugen. Diese Taktik scheiterte. Trotz ausdrücklicher Unterstützung durch das Haldex-Management dienten die Aktionäre im Oktober ZF lediglich 9,59 Prozent des Aktienkapitals an. Viel zu wenig für eine Übernahme, da halfen der ZF auch ihre schon erworbenen 21,67 Prozent der Anteile nicht.

Erheblich geschmeidiger ging nun das Übernahmeangebot von Knorr-Bremse durch. Nicht zuletzt, weil vergangene Woche auch Kontrahent ZF verkündete, sein Aktienpaket abzugeben. Knorr-Chef Klaus Deller zeigte sich mit dem Ergebnis von gut 71 Prozent zufrieden. Dieses bestätige "die Attraktivität unseres Angebots" und "die strategische Logik" der Übernahme.

Allerdings gibt es zwischen den beiden Bremsen-Herstellern etliche Überschneidungen, die noch zu Problemen führen könnten. Die Kartellbehörden der USA und der EU müssen der Übernahme noch zustimmen, mit scharfen Auflagen ist zu rechnen, Knorr-Eigentümer Heinz Hermann Thiele hat bereits angedeutet, er sei zum Verkauf von Unternehmensteilen bereit. Welche dies sein werden, ist offen. Das Unternehmen äußerte sich nicht dazu.

Die Freigaben ziehen sich jedenfalls länger hin als Knorr-Bremse nach eigenen Angaben erwartet hatte. Wann die Erlaubnis erteilt wird, ist offen. Vorstandschef Klaus Deller sagte nur, er habe "bereits zwei wichtige Meilensteine" erreicht. "Aufgrund des offenen Dialogs mit den Behörden sind wir zuversichtlich, dass wir sämtliche Freigaben erhalten werden." Dabei hat Knorr den Übernahme-Antrag auf EU-Ebene noch nicht eingereicht. Man befinde sich noch in der "Voranmeldephase", so der Konzern.

ZF-Chef Stefan Sommer betont, er habe bewusst auf ein Wettbieten mit Knorr verzichtet. Mit seinem Gebot von 120 Kronen sei "fast schon die Grenze der Unvernunft erreicht" gewesen. "Noch mehr zu investieren, wäre unseriös gewesen." Knorr-Bremse bietet gut 560 Millionen Euro, davon kassiert die ZF AG etwa 114 Millionen. Dieses Geld kann sie in Projekte investieren, die den Getriebe-Spezialisten fit für das Zeitalter der Elektro-Mobilität machen sollen.

"Wir geben das Thema Bremse nicht auf", sagt Sommer. Er will künftig Brake-by-Wire-Lösungen entwickeln, also "Bremsen mit Kabel". Hierfür will er die Zusammenarbeit mit dem Bremsenhersteller Wabco ausbauen. Eine Fusion mit Wabco strebt er zwar nicht an. Aber dem Zweikampf geht er nicht aus dem Weg. Knorr-Bremse entwickelt nun nicht selbst, sondern kauft sich die Technik der Zukunft samt Haldex.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: