Knaus Tabbert:Unterwegs nach Frankfurt

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Autonom reisen, das liegt in Corona-Zeiten im Trend. Entsprechend gut besucht war die Branchenmesse Caravan Salon in Düsseldorf. (Foto: Sarah Pabst/Bloomberg)

Der Campingfahrzeug­hersteller Knaus Tabbert geht an die Börse.

Von Lea Hampel, München

Den ganzen Sommer lang war die Rede vom Campingboom, den die Pandemie mit angeheizt hat - da scheint es logisch, dass Knaus Tabbert, bekannt für Wohnwagen und Wohnmobile, an diesem Mittwoch im streng regulierten Prime Standard den ersten Börsengang nach der Sommerpause hinlegt. Ziel ist es laut einer Sprecherin, "das Wachstum auszubauen und die Basis der Anteilseigner zu vergrößern".

Für den Einstiegspreis war zuletzt von etwa 58 Euro die Rede, zuvor hatte man seitens des Unternehmens zeitweise sogar von 74 Euro gesprochen. Die Zahl der zu verkaufenden Aktien wurde aber wegen schwacher Nachfrage reduziert. Ein Großteil des Geldes dürfte an die zwei niederländischen Alteigentümer gehen, die vor zwölf Jahren das Unternehmen aus der Insolvenz heraus mit Beteiligungsgesellschaften übernommen hatten. Sie besitzen bis jetzt mehr als 95 Prozent, weitere drei Prozent gehören Wolfgang Speck, der seit 2013 Vorstandsvorsitzender ist. Die Niederländer werden ihren Anteil durch den Börsengang auf rund 50 Prozent reduzieren. Zusätzlich werden neue Aktien ausgegeben. Deren Anteil am Gesamtpaket fällt jedoch mit rund 350 000 von insgesamt maximial vier Millionen Aktien gering aus. Das durch die Kapitalerhöhung gewonnene Geld - gerechnet wird mit etwa 20 Millionen Euro -, wird in das Unternehmen investiert. Zum einen soll das Werk für die Kastenwagenproduktion in Ungarn ausgebaut werden, weil seit Jahren an der Kapazitätsgrenze produziert wird.

Zum anderen soll eine neue Marke entwickelt werden. Die 80 Jahre alte Firma mit dem berühmten Logo mit zwei Schwalben hat in mehrfacher Hinsicht bewegte Zeiten hinter sich. Einen Börsengang gab es schon Anfang der 90er-Jahren, damals noch unter dem Namen Tiag Tabbert. Als es schwierig wurde, kam finanzielle Hilfe von Knaus. Vor allem in den vergangenen Jahren konnte der Freizeitfahrzeughersteller mit 3000 Mitarbeitern und Sitz im niederbayerischen Jandelsbrunn überdurchschnittliche Umsatzzuwächse von rund 15 Prozent verzeichnen. "Schon vor Corona war Camping Trend", sagt die Sprecherin. Ein Grund dafür ist offenbar, dass Wohnmobilreisen als vergleichsweise umweltfreundlich gelten. Der Börsengang war deshalb schon vor der Pandemie geplant, die dennoch Auswirkungen hatte. Kurzzeitig musste das Unternehmen sogar Werke schließen. Langfristig dürfte es von den pandemiebedingten Marktveränderungen profitieren: Vor allem, weil sich die Kunden von autonomen Reisemöglichkeiten mehr Sicherheit versprechen. Das zeigte die zuletzt sehr hohe Nachfrage beispielsweise beim Caravan Salon in Düsseldorf.

© SZ vom 23.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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