Klimawandel:Das Risiko der Ignoranz

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Die Europäische Umweltbehörde befürchtet, dass die USA unter Trump den Klimawandel verschärft.

Von Markus Mayr und Alexander Mühlauer, Brüssel

Für Hans Bruyninckx ist es eine Angelegenheit, die ans Grundsätzliche rührt: "Der Klimawandel ist keine Glaubensfrage, er ist wissenschaftlich bewiesen", sagt der Direktor der Europäischen Umweltagentur. Genau diese Basis von wissenschaftlichen Beweisen war es ja bislang, die das politischen Handeln in Europa und - trotz mancher Zweifel bei Abgeordneten und Ministerien in Washington - auch in den Vereinigten Staaten von Amerika bestimmt hat. Egal ob Umwelt- oder Verbraucherschutz: Wenn etwas wissenschaftlich bewiesen werden konnte, dann war es aus Sicht der Amerikaner auch akzeptabel - bis zum Beweis des Gegenteils. Deshalb hat die Regierung des bisherigen Präsidenten Barack Obama auch dem Klimavertrag von Paris zugestimmt, der im Dezember 2015 geschlossen wurde. Wenn dieses Verständnis aber unter dem neuen Präsidenten Donald Trump nicht mehr gelten sollte, dann gibt es, so die Befürchtung in Brüssel, auch keine gemeinsame Gesprächsgrundlage mehr. "Meine Sorge ist, dass die USA den Klimawandel durch politische Entscheidungen verschärfen könnten", sagt Bruyninckx. Sollten die Vereinigten Staaten sich tatsächlich nicht am Pariser Klimaabkommen beteiligen, wäre dies ein schwerer Rückschlag. "Europa allein könnte einen Ausfall der USA nicht kompensieren", sagt der Klimaforscher.

Alle vier Jahre gibt sein Institut einen Bericht heraus, der die klimatischen Veränderungen dokumentiert, ihre Auswirkungen auf die Lebensumstände in Europa untersucht und fragt, inwieweit der Kontinent den veränderten Bedingungen schutzlos ausgeliefert ist. "Der Klimawandel wird sich über viele Jahrzehnte hin fortsetzen", sagt Bruyninckx und lässt damit keine falsche Hoffnung keimen. Das Ausmaß des Wandels und seiner Auswirkungen hätten die Menschen aber in der Hand. Denn dieses hänge davon ab, wie effektiv die Länder der Erde ihren Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren und wie erfolgreich sie die Risiken der Klimaextreme verringern.

Aus dem am Mittwoch erschienenen Bericht geht hervor, dass flächendeckend in Europa klimatische Extreme beobachtet werden, allen voran die Erderwärmung. Laut dem Pariser Abkommen soll diese spätestens dann gestoppt sein, wenn sie zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Aktuelle Schätzungen beziffern den bereits erreichten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad. Die Temperatur schraubte sich dem Bericht zufolge in den vergangenen drei Jahren immer höher und brach stets aufs Neue den Rekord des Vorjahres. Noch nie zuvor war der Meeresspiegel so hoch wie 2015. Im Jahr darauf schmolz die Eisdecke im arktischen Meer auf ein noch nie da gewesenes Minimum zusammen.

Damit steigt das Risiko der Wetterextreme: Hitzewellen, starke Niederschläge, Überflutungen, Stürme. Unterschiedliche Regionen in Europa werden von den kommenden Extremen unterschiedlich stark betroffen sein. So soll in mediterranen Landstrichen vor allem Hitze und Dürre zum Problem werden; damit verbunden sind Schwierigkeiten für die Landwirtschaft und die Viehzucht, aber auch die Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Kontinentale Regionen, zu denen mit Ausnahme der Nordseeküste auch Deutschland zählt, müssen vermehrt mit sommerlichen Hitzewellen rechnen und sich auf einen Rückgang der Niederschläge in dieser Jahreszeit einstellen. So steigt die Gefahr von Waldbränden, was wiederum den wirtschaftlichen Wert des Waldes drückt.

Die ökonomischen Kosten selbst eines moderaten Klimawandels können hoch sein, heißt es in dem Bericht. Die Autoren raten deshalb dringend dazu, die Veränderungen so gering wie möglich zu halten und sich anzupassen, um die Risiken, die sie mit sich bringen, auch so klein wie möglich zu halten.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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