Klimaschutz:Die Investoren reagieren

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Finanzkonzerne geloben mehr Engagement für den Klimaschutz - auch aus eigenem Interesse.

Von Leo Klimm, Paris

Proteste beim Klimagipfel: Stoppt die Erderwärmung. (Foto: Charles Platiau/Reuters)

Einflussreiche Finanzkonzerne haben sich bei einem Klimagipfel in Paris verpflichtet, mehr gegen die Erderwärmung zu tun. Die niederländische Bank ING etwa will ab 2025 nur noch solche Energieunternehmen finanzieren, die maximal fünf Prozent ihrer Produktion aus Kohle beziehen. Der französische Versicherer Axa wiederum investiert künftig nur noch bei Stromerzeugern, bei denen der klimaschädlichen Energieträger höchstens 30 Prozent des Umsatzes ausmacht. Der Konzern kündigte an, 2,4 Milliarden Euro aus Geldanlagen in Kohlekraft abzuziehen. Den Neubau von Kohlekraftwerken will Axa nicht mehr versichern. Zudem steigert das Unternehmen bis 2020 die Investitionen in erneuerbare Energien auf zwölf Milliarden Euro. Das entspricht einer Vervierfachung des bisherigen Ziels - stellt aber nur zwei Prozent der von Axa gehaltenen Anlagen dar.

"Wir dürfen nicht nur predigen, wir müssen liefern", sagte Konzernchef Thomas Buberl. Für eine Versicherung sei angesichts der Schäden, die durch extreme Wetterphänomene verursacht würden, eine drohende Erderwärmung um vier Grad Celsius nicht hinnehmbar. "Sich für das Zwei-Grad-Ziel einzusetzen ist für uns keine Last, sondern eine Chance."

Die Ankündigungen von ING und Axa gehören zu den Initiativen, mit denen sich Finanzfirmen, Entwicklungsbanken, Staaten, Regionen und Städte am Dienstag zum Pariser Klimaabkommen von 2015 bekannten. Der UN-Vertrag verpflichtet die Unterzeichnerstaaten, die durch klimaschädliche Emissionen hervorgerufene Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad zu begrenzen. Nachdem US-Präsident Donald Trump das Abkommen aufkündigte, will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron es noch retten - und fordert dabei die Finanzwirtschaft. Macron rief am Dienstag mit dramatischen Worten zu mehr Engagement für das Klima auf. "Wir verlieren den Kampf", sagte er: "Wir kommen nicht schnell genug voran, das ist das Drama." UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief dazu auf, nicht länger auf fossile Energieträger wie Kohle zu setzen. Das komme einer "Investition in unseren Untergang" gleich. Die Weltbank kündigte an, nach 2019 kein Geld mehr für die Erkundung und Förderung von Erdöl und Gas bereitzustellen. Diese internationale Finanzorganisation, die UN und Macron präsentierten insgesamt zwölf Initiativen, die etwa dem Ziel einer CO₂-neutralen Wirtschaft dienen oder armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel helfen sollen. Die Länder des Südens waren bei dem Gipfel unter den rund 60 anwesenden Staats- und Regierungschefs stark vertreten - im Gegensatz zu großen Verschmutzern wie die USA.

"Wir brauchen Donald Trump nicht", sagte der Unternehmer und New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg. "Viele US-Firmen und viele Bundesstaaten bleiben dem Pariser Abkommen verpflichtet." Bloomberg steht einer Arbeitsgruppe vor, die sich für die Veröffentlichung klimarelevanter Finanzrisiken in den Geschäftsberichten von Unternehmen einsetzt.

Mehr als 200 Investoren, die zusammen 22 Billionen Euro verwalten, versprachen, mehr Druck auf große CO₂-Emittenten auszuüben. Banken wie HSBC und BNP Paribas wollen so Industriekonzerne wie Volkswagen oder die Ölmultis Exxon Mobil und BP zu mehr Klimaschutz drängen. Deutschland wurde beim Gipfel von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vertreten. Sie warnte vor Problemen eines Kohleausstiegs. "Die größte Herausforderung ist, soziale Verwerfungen zu vermeiden und denen eine Zukunft zu geben, die bislang von der Kohle gelebt haben", sagte sie. Es helfe aber nicht, Strukturen der Vergangenheit zu erhalten. "Es ist im ureigenen Interesse der betroffenen Regionen, sich möglichst als Erste auf den Wandel einzustellen und nicht als Letzte." Deutschland steht wegen der Stromgewinnung aus Kohle in der Kritik. Mit Kollegen aus vier weiteren EU-Ländern sprach Hendricks sich nun dafür aus, den CO2-Ausstoß mithilfe eines "wirksamen" Preises zu senken

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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