Kleinanzeigen:Milliarden von einem alten Bekannten

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Gebrauchtwagenplattformen im Internet wachsen immer noch rasant. (Foto: dpa)

Die Scout-24-Gruppe verkauft das Auto-Portal. Gut für die Aktionäre?

Von Caspar Busse, München

Die Anleger waren zufrieden: Die Aktien der Scout-24-Gruppe, einem großen Anbieter von Kleinanzeigen im Internet, notierten in dieser Woche so hoch wie seit dem Börsengang im Jahr 2015 nicht. Gut 59 Euro erreichte das Papier, an diesem Mittwoch gab es ein leichtes Minus. Der Ausgabepreis vor vier Jahren war mit 30 Euro gerade mal halb so hoch, und die Aktie zwischendurch auch mal unter diese Marke gefallen.

Der Grund für den Aufschwung: Die Scout-24-Gruppe hat einen großen Teil ihres Geschäftes verkauft, und das zu einem überraschend hohen Preis. Der amerikanischen Finanzinvestor Hellman & Friedman hat 2,9 Milliarden Euro für Auto-Scout gezahlt, also das Geschäft mit Online-Kleinanzeigen für Auto-Käufe.

Scout-Chef Tobias Hartmann will sich künftig auf den Immobilienbereich konzentrieren. Die Scout-Aktionäre können sich gleichzeitig Hoffnungen auf einen Teil des Verkaufserlöses machen. Denn Hartmann plant eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms, auch die Ausschüttung einer Sonderdividende ist möglich. Zudem soll ein Teil der doch hohen Schulden von Scout getilgt und in Übernahmen investiert werden. Einzelheiten gibt es noch nicht. "Wir wollen organisch wachsen, aber auch bei geeigneten Gelegenheiten für Übernahmen handlungsfähig sein", betonte Hartmann. Der Verkauf soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden, dann fließt erst der Kaufpreis.

Die vergangenen Monate waren turbulent für Scout. Im Sommer hatten Hedgefonds und aktive Investoren den Scout- 24-Chef auf einen Verkauf der Autosparte gedrängt. Sie waren, allen voran der US-Fonds Elliott, nach der gescheiterten Übernahme der Gruppe eingestiegen. Elliott rechnete vor, dass Auto-Scout allein bis zu 2,5 Milliarden Euro wert sein könnte und sich der Aktienkurs mit einem Verkauf deutlich nach oben treiben ließe. Hartmann ließ sich widerwillig ein, und wollte nur zu einem Preis von mehr als 2,5 Milliarden Euro verkaufen. Das Interesse auch von anderen Finanzinvestoren war aber sehr hoch, so dass es am Ende zu einem Erlös von fast drei Milliarden Euro kam. AutoScout ist in Deutschland hinter Mobile.de, das zu Ebay gehört, nur die Nummer zwei, aber auch in anderen europäische Ländern aktiv. Mit der Auto-Sparte werden auch Finanzcheck und Finance Scout 24, die Kredite an Autokäufer vermitteln, verkauft.

Hellman & Friedman ist ein alter Bekannter. Der Finanzinvestor hatte die Scout-Gruppe einst von der Deutschen Telekom übernommen und dann an die Börse gebracht. Im Frühjahr wollte Hellman & Friedman zusammen mit Blackstone die Gruppe wieder übernehmen, das Angebot scheiterte. Die Aktionäre hofften auf höhere Kurse und wurden nicht enttäuscht.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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