Kirch gegen Deutsche Bank:In inniger Feindschaft verbunden

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Wiedersehen alter Streithähne: Medienmogul Leo Kirch und die Deutsche Bank sezieren vor Gericht noch einmal die Pleite von Kirchs Konzern. Es geht um 3,5 Milliarden Euro.

Es ist eines der größten Gerichtsverfahren in der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Diejenigen, die am Münchner Landgericht aufeinander treffen, sind prominente Köpfe und zugleich ewige Streithähne. Dazu kommt die Summe, um die es geht - und die ist immens: Rund 3,5 Milliarden Euro Schadenersatz verlangt der Medienunternehmer Leo Kirch von der Deutschen Bank. Kirch macht den ehemaligen Konzernchef Rolf Breuer für die Pleite seiner Firmengruppe verantwortlich. Die Insolvenz im Jahr 2002 sei durch eine Äußerung Breuers ausgelöst worden, argumentierten die Anwälte des 82-jährigen Kirchs.

Medienmogul Leo Kirch verklagt die Deutsche Bank. (Foto: Foto: ddp)

Breuer hatte wenige Monate vor der Pleite in einem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt. Zum Auftakt der Verhandlung erklärte die Deutsche Bank aber erneut, es habe keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Breuer-Interview und der Insolvenz gegeben. Das Unternehmen sei bereits vor dem Interview im Februar 2002 überschuldet gewesen. Kirch und Breuer erschienen nicht vor Gericht und ließen sich durch Anwälte vertreten.

"Das größte Verfahren"

Schon seit Jahren überzieht Kirch das Geldinstitut wegen der umstrittenen Äußerungen mit Klagen. In dem Prozess in München sind nun in zwei Klagen mit einem Umfang von rund 3,5 Milliarden Euro alle Ansprüche gegen die Deutsche Bank gebündelt. "Das ist das größte Verfahren", sagte Kirchs Anwalt Wolf-Rüdiger Bub am Rande des Prozesses. Wegen der immensen Forderungshöhe gilt er als eines der spektakulärsten Wirtschaftsverfahren in Deutschland. In dem aufsehenerregenden Fall Flowtex, in dem es um Betrug mit Horizontalbohrern ging, hatten Gläubiger vor einigen Jahren 1,1 Milliarden Euro Schadenersatz gefordert.

Kirch war früher einer der mächtigsten Medienunternehmer in Deutschland, der sich aus eigener Kraft eine Firmengruppe mit zuletzt rund 10.000 Beschäftigten aufgebaut hatte. Herzstück war die KirchMedia, zu der unter anderem die Fernsehsender ProSieben, Sat.1 und N24 gehörten. Der Zusammenbruch des Konzerns gehörte zu den größten Wirtschaftspleiten in Deutschland.

Schadenssumme unklar

Dass Kirch grundsätzlich Anspruch auf Schadenersatz von Breuer und der Deutschen Bank zusteht, hatte der Bundesgerichtshof im Jahr 2006 bereits festgestellt. Im aktuellen Prozess soll unter anderem geklärt werden, wie hoch der Schaden ist und ob er möglicherweise schon durch die damalige Situation des angeschlagenen Kirch-Konzerns verursacht wurde.

Daneben geht es auch um die Ansprüche mehrerer Gesellschaften der früheren Kirch-Gruppe gemeinsam mit Banken, die die Unternehmen in einem gemeinsamen Pool gebündelt hatten. Sie fordern von der Deutschen Bank insgesamt 2,011 Milliarden Euro. Die Vorsitzende Richterin Brigitte Pecher ließ allerdings Zweifel an der Zulässigkeit daran erkennen, dass die Gläubiger ihre Ansprüche an den so genannten KGL Pool ausgelagert hatten.

Dieser habe nur über ein Vermögen von 17.000 Euro verfügt und sei damit gar nicht in der Lage, die Prozess- und Anwaltskosten zu übernehmen, sollte er in dem Verfahren unterliegen. Diese dürften nach Einschätzung der Kirch-Anwälte in einer Größenordnung von mehreren Millionen Euro liegen. Eine Entscheidung in diesem Verfahrenskomplex will das Gericht im nächsten Jahr verkünden.

© sueddeutsche.de/dpa/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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