Kiener-Fonds:Die Ministerin und die Männer vom K1

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Liechtensteins Außen- und Justizministerin Frick verkaufte früher dubiose Kiener-Fonds, mit denen Tausende Anleger geprellt wurden.

M. Zydra

Der mutmaßliche Anlagebetrüger Helmut Kiener aus Aschaffenburg hat für seine Geschäfte einen guten Draht nach Liechtenstein gehabt.

Aurelia Frick soll ihr Mandat für die K1-Vertriebsgesellschaft Mitte Dezember 2008 beendet haben, weil ihrer Bitte um Informationen zur Geschäftstätigkeit von K1 nur unbefriedigend nachgekommen worden sei. (Foto: Foto: AFP)

Aurelia Frick, seit März in der Funktion der Außen- und Justizministerin des Fürstentums tätig, war von Anfang August bis Mitte Dezember 2008 als Direktorin für die Londoner Vertriebsgesellschaft von K1 verantwortlich. Das bestätigte ein Regierungssprecher. K1 ist der Hedgefonds, mit dem Kiener mehrere Banken sowie Tausende Kleinanleger um 480 Millionen Euro geprellt haben soll.

Allerdings dementierte der Regierungssprecher, dass Frick auch Gesellschafterin - mithin Teilhaberin - bei K1 Fund Distribution war. Die Ministerin habe ihr Mandat Mitte Dezember beendet, weil ihrer Bitte um Informationen zur Geschäftstätigkeit von K1 nur unbefriedigend nachgekommen worden sei.

"Kenntnisse des britischen Gesellschaftsrechts"

Dennoch hat sie laut Handelsblatt den K1-Jahresabschluss für das Jahr 2007 abgesegnet. Nach Angaben des Sprechers habe sie ein Treuhänder in Liechtenstein, und nicht Kiener, gefragt, ob sie für K1 tätig werden möchte - angeblich "wegen ihrer Kenntnisse des britischen Gesellschaftsrechts", so der Sprecher.

Der 50-jährige Kiener sitzt seit Ende Oktober in Würzburg in Untersuchungshaft. Ihm wird schwerer Betrug vorgeworfen, er soll bei Großbanken insgesamt 280Millionen Euro an Krediten erschwindelt haben. Kiener managte nach eigener Aussage den Hedgefonds K1 Global, der seinen Sitz auf den britischen Jungferninseln hat.

Über Vertriebsnetze verkaufte Kiener K1-Genussrechte und K1-Zertifikate. Privatsparer haben in diese Wertpapiere schätzungsweise 200 Millionen Euro investiert. Das K1-Zertifikat wurde von der britischen Bank Barclays emittiert. Die K1-Gruppe wird derzeit abgewickelt. Kiener soll das Geld zum Kauf von Immobilien abgezweigt haben.

Auch die VP Bank aus Liechtenstein hat die K1-Zertifikate in ihrer Münchner Filiale an Sparer verkauft. Die Privatbank verwaltet ein Kundenvermögen von rund 26 Milliarden Euro.

Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge soll auch die VP Bank Geld in K1-Produkte investiert haben. Das wäre bemerkenswert, denn eigentlich hätte die VP Bank dann K1 genau unter die Lupe nehmen müssen - im Zuge einer "Due Diligence"-Prüfung.

Solche Überprüfungen, die auch schon mal Detektiven übertragen werden, sind ein übliches Vorspiel zu Hedgefondsinvestitionen, weil viele Produkte nicht das halten, was sie versprechen. Hätte die Überprüfung ergeben, dass das Investment mit erheblichen Risiken behaftet ist, hätte die Bank die Produkte unter Umständen nicht Privatanlegern anbieten dürfen. Die VP Bank will den Fall nicht kommentieren. Das Institut sei derzeit in "Gesprächen" mit der Finanzaufsicht in Liechtenstein, hieß es.

Kiener gelang noch ein besonderer Coup in Liechtenstein, denn er ließ seinen K1-Fonds in eine Lebensversicherung verpacken, bei der die Vienna Life im Fürstentum als Verkäufer auftrat. Das Unternehmen hat eingeräumt, dass rund 1600 Policen im Wert von zehn Millionen Euro an Sparer verkauft wurden.

Kiener muss insgesamt ein gutes Händchen für Verhandlungen mit etablierten Adressen gehabt haben. So musste die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC in Zürich einräumen, vom 1.September 2001 bis 31.Dezember 2004 für K1 Invest Ltd. tätig gewesen zu sein.

© SZ vom 02.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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