Kaupthing-Kunde Bellmann:"Die Isländer haben sich entschuldigt"

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Kaupthing-Kunde Karlheinz Bellmann über seine Reise nach Island und die Hoffnung, sein Geld zurückgezahlt zu bekommen.

Hannah Wilhelm

Karlheinz Bellmann, 49, reiste für vier Tage nach Island, um sich nach seinen 110.000 Euro bei der insolventen Kaupthing Bank zu erkundigen. Dort wurde er zum Medienstar, kam in den Hauptnachrichtensendungen.

Die deutschen Anleger haben gute Chancen, ihr Geld von der Kaupthing-Bank erstattet zu bekommen. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Bellmann, es sieht gut aus. Bald bekommen Sie wohl ihr Geld wieder.

Karlheinz Bellmann: Das glaube ich erst, wenn es mir überwiesen wurde.

SZ: Was machen Sie, wenn das Geld dann tatsächlich da ist?

Bellmann: Wenn ich wirklich alles wiederbekomme, dann würde ich gerne noch mal nach Island fahren, zusammen mit meiner Frau und ein paar von den anderen deutschen Kaupthing-Kunden. Ich habe auf meiner Reise die Isländer sehr lieb gewonnen, sie waren so nett zu mir. Überall haben sie mich angesprochen und sich bei mir für die Fehler der Bankmanager entschuldigt. Dabei können sie ja nichts dafür.

SZ: Was, wenn das Geld verloren wäre?

Bellmann: Dann gehe ich auf jeden Fall vor Gericht. Ich schieß aus allen Rohren. Ich sag's Ihnen: Ich laufe mich gerade erst warm.

SZ: Wofür hatten Sie die 110.000 Euro angespart?

Bellmann: Es ist mein gesamtes Erspartes. Es ist für die Ausbildung meiner Kinder gedacht. Sie sind vier, sieben, neun und zehn Jahre alt - und wollen ja vielleicht mal studieren.

SZ: Warum sind Sie jetzt schon nach Deutschland zurückgereist? Sie wollten doch eigentlich bleiben, bis Sie Ihr Geld wiederhaben.

Bellmann: Meine Familie braucht mich. Außerdem habe ich 1300 Euro für den Flug und gut 600 Euro für das Hotel ausgegeben. Ich konnte mir kaum mehr was zu essen leisten in Island. Wenn aber in zwei Wochen immer noch nicht klar ist, ob ich mein Geld bekomme, fliege ich wieder hin. Und dann komme ich nicht alleine, sondern nehme weitere Kaupthing-Kunden mit. Es muss sein.

SZ: Bekommen Sie denn so kurzfristig Urlaub?

Bellmann: Ich bin selbständig, ich betreue die Computer-Netzwerke von Firmen. Ich habe seit Wochen nichts verdient, weil ich vollzeit um mein Geld kämpfe. So, nun muss ich los, gleich wird mein Auftritt bei Kerner aufgezeichnet.

SZ: Wieder in dem grauen Anzug, mit dem man Sie aus den isländischen Medien kennt?

Bellmann: Den habe ich mir von einem Kunden geliehen, die Krawatte übrigens auch. Jetzt muss ich mir einen eigenen kaufen.

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