Käse:Echt britisch

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Manche Kunden müssen noch überzeugt werden - vom britischen Mozzarella. (Foto: Adrian Dennis/AFP)

Ein Bio-Bauer produziert im englischen Hampshire Mozzarella. Der sei - anders als der italienische - ganz frisch, behauptet er selbstbewusst.

"Der Unterschied zum italienischen Mozzarella? Unserer ist besser!" So spricht Jody Scheckter, ehemaliger Rennfahrer und heutiger Bio-Bauer. Der 69-Jährige betreibt in Laverstoke im englischen Hampshire einen tausend Hektar großen Hof und verwöhnt dort seine Wasserbüffel. Sie grasen frei auf Wiesen voller Kräuter und Klee und im Winter bekommen sie Massagen von einer riesigen drehbaren Bürste.

Scheckter produziert seit zehn Jahren Mozzarella, er hat es auch mit Blauschimmel, Brie, Gouda und Cheddar probiert - bis er sich irgendwann auf die weichen weißen Kugeln spezialisierte, wegen der "massiven Nachfrage". Die Unsicherheit über den Brexit tut nun ein übriges hinzu, viele Händler schwenken auf heimische Produkte um oder prüfen dies zumindest. Mittlerweile produziert Scheckter jährlich 150 Tonnen Bio-Mozzarella. Abnehmer sind etwa die Supermarktkette Waitrose und die Fastfoodkette Pret A Manger, die Sandwiches mit dem Büffelmozzarella belegt.

Ganz zu Beginn war es eine Herausforderung, die Briten an den heimischen Mozzarella zu gewöhnen. "Am Anfang war es schwer, denn mein Mozzarella ist frisch, und die meisten Menschen in England hatten nie frischen Mozzarella probiert", erzählt Scheckter. Die Milch der Büffel ist reich an Protein und Calcium, noch am selben Tag der Herstellung können die geformten Kugeln verspeist werden. Importierter italienischer Mozzarella aus dem Supermarkt ist hingegen mehrere Tage alt.

Wenige Wochen vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens gibt es noch immer kein Abkommen über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen - doch Scheckter ist optimistisch: Potenzielle Neukunden hätten bereits angefragt, "das Interesse ist da". Derzeit kommt rund ein Drittel der in Großbritannien verspeisten Lebensmittel aus dem Rest der EU - die Industrie reagiert entsprechend. Einige füllen die Lagerbestände auf, andere schwenken auf heimische Produkte um.

So entschied sich etwa die Restaurantgruppe Azzurri, ihren Bedarf von 650 Tonnen Mozzarella im Jahr mit britischem statt italienischem Käse zu stillen. Künftig werden die Lokale von Glanbia Cheese beliefert, einem der größten Mozzarella-Produzenten Europas. "Wir haben Blindverkostungen gemacht und der britische Mozzarella hat gewonnen", erzählt Kathryn Turner von Azzurri. Gut für den Hersteller: Glanbia Cheese expandiert derzeit kräftig. Zu den zwei Produktionsstätten in Wales und Nordirland soll eine weitere in Irland hinzukommen.

© SZ vom 18.02.2019 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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