Job-Alarm in der Industrie:200.000 Jobs - einfach weg

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Mega-Rezession, Auftragseinbrüche, Jobabbau - in diese Spirale ist die deutsche Industrie geraten. Für die Bundesagentur für Arbeit hat das dramatische Folgen.

Der rasante Konjunktureinbruch hat auch die Zahl der Industriejobs drastisch reduziert - und das, obwohl die Bundesregierung mit dem Instrument der Kurzarbeit eigentlich auch Arbeitsplätze in der Industrie retten wollte. Im verarbeitenden Gewerbe lag die Zahl der Beschäftigten Ende Juli um 3,9 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, berichtete das Statistische Bundesamt. Sie sank damit um rund 200.000 auf fünf Millionen Mitarbeiter. Dies sei der größte Rückgang seit mehr als zwölf Jahren.

Stahlarbeiter bei Thyssen-Krupp: Die deutsche Industrie hat innerhalb eines Jahres mehr als 200.000 Jobs abgebaut. (Foto: Foto: dpa)

Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden habe wegen der Ausweitung der Kurzarbeit sogar um 10,4 Prozent im Jahresvergleich abgenommen. Die Summe der Bruttolöhne und -gehälter sank im Juli um acht Prozent auf 16,6 Milliarden Euro. Berechnet wurden die Zahlen für Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten.

Besonders betroffen vom Stellenabbau waren die Unternehmen, die Metallerzeugnisse herstellen (minus 5,4 Prozent). Auch bei Firmen, die Gummi- und Kunststoffwaren erzeugen, ging die Zahl der Arbeitsplätze deutlich um 5,3 Prozent zurück.

Bergab ging es auch in der schwer angeschlagenen Automobilbranche (minus 4,9 Prozent). Im Maschinenbau ging die Zahl der Mitarbeiter um 3,2 Prozent zurück. Allerdings war auch ein Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen: Bei Nahrungs- und Futtermitteln registrierten die Statistiker einen Stellenzuwachs von 1,6 Prozent gegenüber Juli 2008.

Arbeitsagentur unter Druck

Pessimistisch in die Zukunft blickt auch Martin Kannegiesser, der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall.

"Zur Zeit verliert unsere Industrie insgesamt in jedem Monat zwischen 20.000 und 30.000 Arbeitsplätze", sagte Kannegiesser im Deutschlandfunk. "Und wir denken, dass sich dies in den nächsten Monaten auch so fortsetzen wird."

Für die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die steigende Arbeitslosigkeit dramatische Folgen. Die Nürnberger Behörde wird Gewerkschaftsangaben zufolge in den kommenden Jahren tief in die roten Zahlen rutschen, wenn der Bund nicht eingreift. Das berichtet die Frankfurter Rundschau unter Verweis auf eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Bis 2013 erwartet der DGB bei der Bundesagentur demnach eine Verschuldung in Höhe von 50 Milliarden Euro. Bliebe die Möglichkeit, die Beitragssätze zu erhöhen. Dies lehnen Gewerkschaften und Arbeitgeber aber gleichermaßen ab.

Die Reserven der Bundesagentur in Höhe von 16,7 Milliarden Euro seien im Herbst aufgebraucht. Bisher hat der Bund in seinem Haushalt 2010 nur ein Darlehen von 20 Milliarden Euro für die Bundesagentur eingeplant. BA-Chef Frank-Jürgen Weise hatte am Mittwoch gesagt, er rechne für 2010 mit einem Defizit der BA zwischen 17 und 20 Milliarden Euro.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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