Italien:Die Politik gefährdet das Wachstum

Das Land erholt sich von der Rezession. Die Banken reduzieren ihre notleidenden Kredite, Schuldenmanagerin Cannata kann ruhig schlafen.

Von Ulrike Sauer, Rom

Maria Cannata, Italiens oberste Schuldenmanagerin, hat eine ruhige Zeit. Jedenfalls für eine Frau, die bei den Anlegern jährlich Anleihen für 450 Milliarden Euro loswerden muss. Sie profitiert von der Aufkaufpolitik der EZB und einer besseren Stimmung in der EU. Zudem erholt sich ihr Land endlich von der schwersten Rezession seiner Geschichte. Das Wirtschaftswachstum übertrifft 2017 die Prognosen und die angeschlagenen Banken reduzierten ihre notleidenden Kredite seit Jahresbeginn um ein Viertel. So platziert Cannata Papiere mit kurzfristigen Laufzeiten sogar zu Negativzinsen am Markt. Insgesamt bleiben die Kosten für die Refinanzierung des Schuldenbergs mit etwa 0,75 Prozent sehr niedrig. 2011, am Höhepunkt der Schuldenkrise, zahlte sie 3,61 Prozent.

Dennoch strafte Moody's Italien gerade ab. Als einzige Ratingagentur hielt sie an ihrem negativen Ausblick fest. Italien müsse die Lösung seines Bankenproblems energischer vorantreiben. Und mit voraussichtlich 1,5 Prozent bliebe das Wachstum weiter hinter dem der Nachbarn zurück. Hinzu kommt: Die Staatsverschuldung stieg im Juni mit 2281 Milliarden Euro auf einen Rekord, die Schuldenquote liegt bei 133 Prozent. Mit der Ruhe könnte es für Cannata auch wegen der anstehenden Wahlen bald vorbei sein. Dass im März eine Regierungsmehrheit hervorgehen wird, gilt als unvorstellbar. Am härtesten würde wohl ein Sieg der Euro-Gegner von der Fünf-Sterne-Bewegung die Glaubwürdigkeit des Landes auf die Probe stellen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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