IT-Probleme:Ruhe bewahren

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Wenn den Kunden bei Bank-Pannen Schäden entstehen, zahlt die meist das Geldinstitut. Kunden sollten die Panne einfach aussitzen.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Kartenzahlung blockiert, Überweisungen storniert und das Online-Banking gesperrt: Die IT-Probleme bei einigen deutschen Geldinstituten haben sich in den vergangenen Wochen stark gehäuft, gerade rund ums Monatsende fiel die Infrastruktur immer wieder in sich zusammen und ließ Tausende, wenn nicht gar Millionen Bankkunden zahlungsunfähig zurück.

Was aber tun, wenn die IT-Systeme der eigenen Bank mal wieder streiken? Im ersten Moment sollten Kunden Ruhe bewahren. Meist halten die Pannen nur wenige Stunden an und wer in der Zeit kein Geld braucht oder extrem wichtige Überweisungen verschicken muss, sollte die Panne im besten Fall einfach aussitzen, raten Verbraucherschützer. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sagt: "Dass man bei einer Bank vor Ort mal länger in der Schlange stehen muss bis man einen Auftrag erteilen kann, kommt da ja auch vor."

Für viele Kunden mag das zutreffen, aber eben nicht für alle. Ganz akut wird es, wenn beispielsweise Geld vom Arbeitgeber oder Behörden nicht auf dem Konto eingeht. Das kann schlimme Folgen haben: Geht das Geld für Strom, Wasser, Miete oder den Familienurlaub nicht raus, fallen womöglich Mahngebühren an oder die Reise oder der Ausflug werden im schlimmsten Fall sogar storniert oder nicht gebucht. Wer einen dringenden Auftrag hat, sollte versuchen, die Bank noch während der Panne zu erreichen. Das geht am besten per Mail, da die Bank aller Voraussicht nach einen Auftrag, inklusive Datum und Unterschrift braucht.

Ist das Online-Banking wieder hochgefahren und sind die Kreditkarten wieder aktiviert, heißt das aber nicht, dass alle Probleme gelöst sind. In der Vergangenheit kam es öfter dazu, dass ausgehende wie auch eingehende Überweisungen nicht bei den Kunden ankamen. Das kann bedeuten, dass das Gehalt statt auf das eigene Konto wieder zurück zum Unternehmen geflossen ist. In diesem Fall müssen Kunden prüfen, ob alle Zahlungen, die sie erwartet haben, eingegangen sind.

Wer beispielsweise auf eine Zahlung wartet, weil er über das Internet etwas verkauft hat, sollte in Betracht ziehen, dass sie nicht angekommen ist, weil die Bank die Zahlung abgeblockt hat. Verbraucher sollten aktiv bei den Menschen und Unternehmen nachfragen, von denen sie noch Zahlungen erwarten, ob diese das Geld überwiesen haben. Kam das Geld zurück, müssen die Unternehmen oder Käufer möglicherweise erneut überweisen.

Schlimmer ist das aber bei Zahlungen, die nicht vom Konto abgehen und deswegen eine Mahngebühr nach sich ziehen. Den entstandenen Schaden zahlt jeder Kunde erst einmal selbst, kann diesen aber von seiner Bank zurückholen. Rein rechtlich braucht er oder sie dafür einen Nachweis. Das geht beispielsweise mit Screenshots oder Fotos von blockierten Zahlungen und einer Kopie der Rechnung, inklusive dem Nachweis für die Mahngebühren. Damit können Kunden dann eine zivilrechtliche Klage anstreben. Am Ende würde ein Richter entscheiden, ob der Kunde oder die Bank bezahlen muss. In der Praxis geht das oft einfacher. Die meisten Banken sind darauf bedacht, ihre Kunden mit IT-Problemen und Mahnungen nicht zu vergraulen und zahlen anstandslos die entstandenen Kosten. Die Verbraucher müssen sich dafür meist nur an ihren Bankberater wenden.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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