IT:Deutsche Bank sucht Hilfe bei Oracle

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Drei bis fünf Jahre soll der Umbau der IT bei der Deutschen Bank dauern. Wie viel sie dafür an Oracle zahlt, blieb offen. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Das Geldhaus will die Zahl seiner Computersysteme drastisch reduzieren - und damit sparen.

Die Deutsche Bank will ihre IT-Systeme mit Hilfe des US-Softwareriesen Oracle erneuern. Oracle werde mehrere Datenbanken in kritischen Bereichen wie Zahlungsverkehr, Handel sowie Kapital- und Risikosteuerung auf eine Plattform in einer privaten Cloud übertragen, erklärten die Konzerne am Donnerstag. Die Deutsche Bank werde damit in den kommenden Jahren einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag einsparen, sagte Technologie-Chef Bernd Leukert der Nachrichtenagentur Reuters. Wie viel die Bank für die Dienstleistung von Oracle zahlen muss, erläuterte er nicht. In diesem Jahr will Leukert zahlreiche neue IT-Fachkräfte einstellen. "Wir wollen durch die strategische Partnerschaft mit Oracle die Komplexität unserer IT-Landschaft verringern", sagte Leukert. "Ziel ist es, die Bank mit rund einem Drittel der Systeme zu betreiben, die wir heute haben". In drei bis fünf Jahren solle die Migration abgeschlossen sein. "Wir wollen die finanziellen Vorteile so schnell wie möglich realisieren".

Bis 2022 sollen die gesamten Kosten der Bank von zuletzt 19,5 Milliarden Euro auf 16,7 Milliarden Euro sinken. Die Systeme des größten deutschen Geldhauses galten Jahre lang als marode und fehleranfällig. Ex-Bankchef John Cryan hatte sie einmal öffentlich als "lausig" bezeichnet. Der ehemalige SAP-Vorstand Leukert kam 2019 zur Deutschen Bank und stellt die IT-Landschaft komplett neu auf. Er setzt dabei auch auf den personellen Ausbau der eigenen IT-Teams.

Alleine in diesem Jahr solle die Zahl der Jobs in dem Bereich brutto um 2000 bis 3000 steigen, kündigte Leukert bei einer Veranstaltung der Börsen-Zeitung an. Ziel sei es, bis Ende 2022 mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Bereich Technologie, Daten und Innovation als Software-Ingenieure zu beschäftigten. Ende 2020 habe der Anteil bei unter 30 Prozent gelegen. Vor zwei Jahren hatte Konzernchef Christian Sewing angekündigt bis Ende 2022 insgesamt 18 000 Stellen oder rund jede fünfte Stelle zu streichen. Der von Leukert geleitete Vorstandsbereich ist damit der einzige im Konzern, der derzeit noch personell stark wächst.

Oracle kümmert sich um die Zusammenführung der Plattformen in einer privaten Cloud, die in Rechenzentren der Deutschen Bank betrieben wird, erklärte das Institut. Die Migration ermögliche es, die Abläufe zu standardisieren und Anwendungen zu skalieren. Durch die Nutzung einer privaten Cloud werden kritische Daten besser geschützt als in einer öffentlichen Datenwolke. Die Finanzaufsicht verlangt von Banken und ihren IT-Dienstleistern bei bestimmten Daten besonders umfangreiche Schutzmechanismen gegen potenzielle Hackerangriffe.

Oracle betreibt ähnliche private Cloud-Angebote bereits für zahlreiche andere Banken. Das Projekt mit der Deutschen Bank sei das bislang größte, sagte Oracle-Manager Juan Loaiza, der für Datenbanken mit kritischen Informationen zuständig ist. Für weniger kritische Anwendungen nutzt das Frankfurter Geldhaus Could-Angebote von Google. Diese Partnerschaft werde durch die Kooperation mit Oracle ergänzt, sagte Leukert. Auch mit dem Walldorfer Softwarekonzern SAP werde weiterhin zusammengearbeitet.

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