Irland: Skandal in Großfirma:Ein paar Blicke zu viel auf die schöne Kollegin

Lesezeit: 1 min

Angestellte der Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers haben eine Liste mit den hübschesten Mitarbeiterinnen erstellt. Jetzt hat Irland einen Skandal.

Irland hat in diesen Tagen ein paar schwere Probleme. Das Land ist so verschuldet, dass es unter den EU-Rettungsschirm eilen könnte.

Wer ist die schönste Kollegin? Bei PricewaterhouseCoopers in Dublin wollten die männlichen Mitarbeiter das ganz genau wissen. (Foto: dpa)

Doch die Insel ist noch von einer ganz anderen Geschichte aufgerührt. 17 spätpubertierende Angestellte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in der Hauptstadt Dublin haben eine Top Ten der schönsten Kolleginnen in ihrer Firma zusammengetragen und bereits eine Shortlist mit den in Frage kommenden Frauen erstellt. Die merkwürdige Form der Schönheitswahl wurde prompt publik - und wirft ein Bild auf das chauvinistische Klima in angesehenen Firmen.

Die irischen Wirtschaftsprüfer pflegten ihre Wahl-Versuche per Mail, sie kommentierten und zeigten die Schönsten der Firma groß im Bild, junge Frauen mit langen Haaren. "Great work ... have reservations about the last one getting in", heißt es in einer E-Mail.

Im Netz breitete sich die Frauenwahl aus wie ein Virus. Wenn keine Spuren hinterlassen werden sollen, darf man nun mal keine Mail schreiben.

Die Kolleginnen dürften überrascht gewesen sein, wie es bei ihrem neuen Arbeitgeber zugeht - sie hatten teils gerade erst an renommierten Universitäten ihre Abschlüsse gemacht und in der Gesellschaft als Trainees angefangen.

Und weil PwC nicht irgendein Laden ist, sondern als Prüfungsgesellschaft peinlich auf Seriösität achtet, hat Irland nun einen Skandal, der zumindest für kurze Zeit tatsächlich die Schuldenkrise des Landes vergessen macht.

"Wir nehmen den Vorfall extrem ernst"

Nach Angaben des Belfast Telegraph leitete PwC bereits eine interne Untersuchung ein. "Wir nehmen den Vorfall extrem ernst", zitiert das Blatt den für das Personal zuständigen Firmenpartner Carmel O'Connor. PwC werde die "notwendigen Schritte" unternehmen, um dem Firmenstatut gerecht zu werden.

Wie der Vorfall sanktioniert werden würde, war zunächst unklar. Offenbar sind drei Mitarbeiter schon suspendiert. Die Namen der männlichen Kollegen sind bekannt, obschon einige Kollegen in einem Anflug von Schuldbewusstsein offenbar noch darum gebeten hatten, bei Weiterleitung doch bitte die elektronische Visitenkarte am Ende der Mail zu löschen.

Dort, im Fuß der Mail, fand sich übrigens auch der Spruch: "Are you meeting the standards?" ("Halten Sie die Standards ein?") - als Werbung für PwC, die sich normalerweise um die Einhaltung von Bilanzierungsstandards bei anderen Firmen kümmert. Bei Einhaltung der eigenen Standards hapert es allerdings.

© sueddeutsche.de/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: