iPhone-Hersteller:Apple lüftet das Milliarden-Geheimnis

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Das wertvollste Unternehmen der Welt hat ein Problem besonderer Art: Apple sitzt auf 100 Milliarden Dollar und weiß nicht, wohin damit. Die Aktionäre werden unruhig. Sie wollen, dass der Konzern das Geld an sie ausschüttet. Dagegen hat sich Apple stets gesträubt - bisher. Doch jetzt will sich das Unternehmen erklären.

Erst am Freitag standen wieder Tausende vor den Apple-Stores dieser Welt, um sich das neue iPad zu kaufen. Die Kunden scheinen immer noch schier grenzenlos begeistert von allem, was Apple herstellt.

Anstehen für das neue iPad, hier in London. (Foto: AFP)

Doch die Eigentümer werden langsam unruhig. Natürlich - sie haben als Aktionäre bestens verdient. Doch manchen ist das nicht genug: Der Konzern hat in den vergangenen Jahren ein üppiges Geldpolster angehäuft, fast 100 Milliarden Dollar hat der Konzern nun an Reserven.

In der Regel nutzen Unternehmen Gewinne, um in Innovationen und neue Produkte zu investieren. Dieses Feld hat Apple im Griff, wie die Warteschlangen vom Freitag zeigen. Somit ist aus Sicht der Aktionäre klar, was mit dem Geld passieren muss: Es sollte an die Aktionäre selbst ausgeschüttet werden.

Doch das entspricht nicht Apples Philosophie. Für Steve Jobs, der den Konzern bis kurz vor seinem Tod führte, war die Sache klar: keine Dividende, keine Ausschüttung an die Aktionäre. Mit den Geldreserven entwickelte er lieber Produkte, die den Markt durcheinanderwirbelten - wie das iPhone oder das iPad.

Gerade deswegen konnten sich Investoren zuletzt sicher sein, dass die Wertentwicklungen ihrer Apple-Aktien praktisch nur eine Richtung kannte: nach oben. Vergangene Woche durchbrach das Papier erstmals die Marke von 600 Dollar pro Aktie. Apple ist, gemessen am Börsenwert, 500 Milliarden Dollar schwer.

Ein Analyst von JP Morgan sagte: Apple gehört nicht mehr zur IT-Industrie, sondern ist eine eigene Branche, weil sonst Vergleiche zwischen den Sektoren komplett verzerrt werden. Apple ist größer als etwa alle Telekommunikationskonzerne im S&P-500-Index. Apple ist de facto wie das iPad geworden - eine eigene Klasse, außerhalb jeder Relation.

An diesem Montag nun will Apple erklären, was es mit den Reserven machen will. Viele Investoren werden sich in die Telefonkonferenz des Unternehmens einwählen und auf das D-Wort warten - Dividende. Finanzanalysten der ISI Group zufolge entsprechen die knapp 100 Milliarden verteilt auf alle Apple-Aktien 104 Dollar pro Anteilschein. Denkbar ist eine Einmalzahlung oder auch eine jährlich Dividende. Letzteres würde die Apple-Aktie auch für solche Anleger interessant machen, die vor allem auf die Dividendenrendite als Investmentkriterium setzen. Denkbar ist aber auch, dass Apple eigene Aktien zurückkauft. Davon würden Aktionäre indirekt profitieren, weil durch einen solchen Rückkauf der Aktienkurs potentiell steigt.

Der Aktienkurs liegt allerdings mit seinen rund 600 Dollar ja schon in für US-Verhältnisse ungewöhnlichen Sphären. Für Kleinaktionäre ist eine Firma damit eher unattraktiv. Daher splitten viele Firmen ihre Aktien, wenn sie optisch zu teuer geworden sind. So könnten zum Beispiel Aktionäre statt ihrer bisherigen Aktie zu 600 Dollar 20 neue Aktien zu je 30 Dollar bekommen.

Apple-Chef Tim Cook hatte bereits gesagt: "Wir haben mehr Geld, als wir brauchen", und eine Dividende sei nicht kategorisch ausgeschlossen: "Die hohen Reserven sind für mich keine Glaubensfrage, da bin ich nicht religiös." Andererseits hatte er auch Hoffnungen gedämpft: "Wir werden jetzt nicht loslegen und eine Toga-Party schmeißen."

Was könnte Apple mit dem Geld also machen? Teure Produkte von Apple zu kaufen, wie auf Twitter gewitzelt wird, fällt in diesem Fall aus. Falls Apple stattdessen lieber etwa eine Bank gründen möchte, stünde der Konzern nicht schlecht da: 100 Milliarden Dollar entsprechen etwa dem anderthalbfachen Eigenkapital der Deutschen Bank.

Linktipp: Wenn Sie live verfolgen wollen, was Apple mit seinen Reserven macht, können Sie ab 14 Uhr hier im Livestream hören, was der CEO Tim Cook den Investoren erzählt. Oder sie folgen uns auf Twitter unter @SZ_Wirtschaft.

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