Investieren in Münzen:Launischer Liebling

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Die Nachfrage nach dem silbernen Krügerrand ist groß, auch weil er deutlich weniger kostet als die Goldmünze. (Foto: Rand Refinery/oh)

Der silberne Krügerrand ist bei Anlegern gefragt. Doch Investitionen sind eine riskante Wette auf die Preisentwicklung des Edelmetalls - und auf den Wechselkurs von Euro und Dollar.

Von Andreas Jalsovec, München

Angst um den Nachschub? Nein, versichert Oliver Heuschuch, darüber müssten sich Anleger keine Sorgen machen: "Die Neuen stehen ja schon auf der Palette", sagt der Leiter Handel beim Edelmetallhändler Degussa. Mit den "Neuen" meint Heuschuch den Jahrgang 2020 der silbernen Krügerrand-Münzen. Von der zweiten Dezemberwoche an sollen sie erhältlich sein - früher als normalerweise üblich. Der Grund: Bis Ende November sei bereits die komplette Produktion des Jahres 2019 an die Edelmetallhändler ausgeliefert worden - "in Erwartung einer weiterhin hohen Nachfrage der Kunden", heißt es beim Hersteller der Münze, der südafrikanischen Rand Refinery.

Der silberne Krügerrand ist so etwas wie der kleine Bruder des goldenen - oder besser gesagt der jüngere Bruder: Als Anlagemünze gibt es ihn erst seit August 2018. Seitdem hat er allerdings eine beachtliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Er liegt unter den ersten drei der meistverkauften silbernen Anlagemünzen in Deutschland. "Der silberne Krügerrand ist sehr beliebt", sagt Robert Hartmann, Gesellschafter beim Edelmetallhändler Pro Aurum. Sein Unternehmen habe in diesem Jahr etwa eine Million Unzen der Münze verkauft. Das ist ein Drittel der gesamten Jahresproduktion. Dies zeigt: Neben Gold- sind mittlerweile auch Silbermünzen für Anleger attraktiv. Sie bergen allerdings auch etliche Risiken.

Junge Leute greifen genauso zu wie ältere, vermögende Anleger. Die kaufen gleich en gros

Dass der sogenannte "Silver-Randy" aus dem Stand die Gunst der Edelmetall-Fans erobert hat, liegt zum einen an seinem goldenen Pendant: Der seit 1967 produzierte Krügerrand in Gold ist mit Abstand die beliebteste Anlagemünze der Deutschen. "Diese Popularität färbt natürlich auch auf die silberne Münze ab", sagt Robert Hartmann. Hinzu kommt die generell hohe Nachfrage nach Edelmetallen. Null- und Negativzinsen, hohe Immobilienpreise und Börsenstände nahe an den Allzeithochs hätten zu einem "Anlagenotstand" geführt, meint Hartmann: "Viele Menschen suchen händeringend nach alternativen Investments."

Von dieser Suche haben die Edelmetallhändler kräftig profitiert. "Es war ein gutes Jahr, um nicht zu sagen: sensationell", meint Oliver Heuschuch von Degussa. Und auch Robert Hartmann verleiht dem Geschäftsjahr 2019 das "Prädikat sehr gut". Mit etwa 1,2 Milliarden Euro Umsatz rechnet sein Unternehmen bis zum Jahresende, eine Steigerung um 40 Prozent. Rund ein Fünftel des Anstiegs gehe dabei auf den gestiegenen Goldpreis zurück. Er war im September auf mehr als 1400 Euro geklettert. Parallel dazu zog auch der Silberpreis an.

Verglichen mit Gold ist Silber jedoch immer noch günstig. Das zeigt die sogenannte "Gold Silber Ratio", das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis. Es liegt bei 86. Der historische Durchschnitt beträgt knapp 60. "Silber ist derzeit unterbewertet", sagt Robert Hartmann. "Deswegen beschäftigen sich die Anleger auch verstärkt mit dem Metall."

Im Gegensatz zu Gold kann man das bei Silber auch dann tun, wenn man nicht über große Beträge verfügt. So kostet ein goldener Krügerrand mit einem Gewicht von einer Unze derzeit etwa 1400 Euro. Die Silbermünze gibt es schon für rund 19 Euro. "Die kann sich auch mal ein Student kaufen, wenn er mit Edelmetallen anfangen möchte", sagt Oliver Heuschuch. Tatsächlich gehörten junge Leute genauso zu den Käufern wie ältere, vermögende Anleger, die gleich sogenannte "Masterboxen" mit 500 Silbermünzen erstehen.

Geld in Silber anzulegen, birgt allerdings noch höhere Risiken als etwa ein Goldinvestment. Denn der Silberpreis schwankt um einiges stärker. So lag er im Juni noch bei gut 13 Euro je Unze, stieg bis Anfang September um mehr als ein Drittel auf knapp 18 Euro und fiel schließlich bis heute wieder auf gut 15 Euro. Mit ein Grund für die mitunter starken Ausschläge des Silberkurses ist, dass bei Silber ein großer Teil der Nachfrage aus der Industrie stammt. Das Edelmetall wird unter anderem in der Elektro- und der Solarbranche verwendet. Konjunktureinflüsse spiegeln sich daher bei Silber viel stärker als etwa bei Gold auch im Preis wider.

Hinzu kommt das Wechselkursrisiko: Silber wird - genauso wie Gold - auf den internationalen Märkten in Dollar abgerechnet. Gewinnt der Euro gegenüber dem Dollar an Wert, ist das schlecht für Anleger, die ihre Silbermünzen in Euro verkaufen wollen: Sie erhalten dann weniger Euro für jede Unze, die in Dollar abgerechnet wird.

Der Preis für Silber schwankt mit der Konjunktur, weil auch die Industrie das Metall nachfragt

"Die Geldanlage in Gold oder Silber ist eine riskante Wette auf den Edelmetallkurs und den Wechselkurs", sagt Ralf Scherfling, Anlageexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er rät Anlegern daher davon ab, größere Beträge ihres Vermögens in Edelmetalle zu stecken. "Edelmetalle sind keine sichere Geldanlage", sagt Scherfling. Lediglich als Beimischung mit einem Anteil von höchstens fünf bis zehn Prozent des Vermögens könne man ein Investment in Betracht ziehen. sagt der Verbraucherschützer: "Aber auch nur dann, wenn ich mit einer solchen Investition noch gut schlafen kann."

Auch Robert Hartmann rät dazu, den Depotanteil von Edelmetallen zu begrenzen. Dennoch rechnet er für das kommende Jahr mit steigenden Kursen bei Gold und Silber. "Ich glaube, dass wir im Moment eher Einstiegs- als Ausstiegskurse sehen", sagt der Edelmetallhändler. Immer mehr Banken dürften künftig Negativzinsen von ihren Kunden verlangen. Hinzu komme der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen China und den USA, so Hartmann: "Unsicherheit und fehlende Anlagealternativen - das waren schon immer starke Argumente für Edelmetall-Anleger."

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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