Internetkonzern:Übernahme von Scout 24 gescheitert

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Finanzinvestoren wollten die Internetfirma eigentlich für 5,7 Milliarden Euro kaufen, es sollte eine Rekord-Übernahme in Deutschland werden. Doch nun wird nichts daraus. Und jetzt?

Von Caspar Busse, München

So viele Internetunternehmen gibt es nicht in Deutschland, die erfolgreich und gleichzeitig viel Geld wert sind. Die Scout 24-Gruppe, die digitale Marktplätze für Immobilien- und Autokleinanzeigen anbietet, bringt es auch nach dem Kursrutsch vom Dienstag auf eine Börsenbewertung von fast fünf Milliarden Euro. Doch die Zeiten sind für das Unternehmen, das in Berlin und München sitzt, ziemlich unruhig. Die geplante Übernahme durch zwei Finanzinvestoren ist überraschend gescheitert. Unklar ist, wie es jetzt weitergeht.

Eigentlich sollte es mit 5,7 Milliarden Euro die teuerste Übernahme eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland durch Finanzinvestoren werden (noch vor jener des Arzneimittelherstellers Stada): Die beiden US-Firmen Hellman & Friedman und Blackstone wollten die Scout 24-Gruppe erwerben und hatten auch ein offizielles Angebot vorgelegt. 46 Euro je Aktie wollten sie den Scout-Aktionären zahlen, bis zuletzt hatten sie gehofft, dass es klappt. Die Investoren hatten den Erfolg der Offerte daran geknüpft, dass sie mindestens 50 Prozent der Aktien erhalten. Eine Nachbesserung des Angebots hatten sie ausgeschlossen. Genau darauf haben jedoch einige Aktionäre bis zuletzt gehofft. Die Frist ist in der Nacht zum Freitag vergangener Woche ausgelaufen. Es dauerte nun ungewöhnlich lange bis zu diesem Dienstag, bis das Ergebnis veröffentlicht wurde: Lediglich 42,8 Prozent der Aktien wurden Hellman & Friedman und Blackstone angedient. In den kommenden zwölf Monaten soll es keinen weiteren Anlauf geben, hatten die beiden Investoren vorab mitgeteilt. Die Aktie ging daraufhin deutlich um bis zu neun Prozent nach unten.

Scout 24-Vorstandschef Tobias Hartmann erklärte: "Wir verstehen diese Entscheidung als Vertrauensbeweis in die erfolgreiche Zukunft und das Management von Scout 24. Wir werden uns weiter auf unsere Wachstumsstrategie und die eigenständige Weiterentwicklung von Scout 24 konzentrieren." Operativ lief es zuletzt vor allem im Geschäft mit Auto-Anzeigen sehr gut. In der Sparte stieg der Umsatz im ersten Quartal um 17 Prozent, während die Wohnungsmärkte rund um Immobilienscout 24 um knapp acht Prozent zulegten. Die Umsatzrendite bei Auto-Scout 24 ging deutlich nach oben. Für das Gesamtjahr erwartet Finanzvorstand Christian Gisy für die Auto-Sparte ein Wachstum von 14 Prozent. Für den gesamten Konzern wird ein Umsatzzuwachs von 15 bis 17 Prozent erwartet, die Umsatzrendite soll 52 bis 54 Prozent betragen, im ersten Quartal waren es 47,7 Prozent.

Scout war 1998 vom deutsch-schweizerischen Kaufmann und Metro-Mitgründer Otto Beisheim gründet worden, 2007 übernahm die Deutsche Telekom. 2014 verkaufte der Bonner Konzern die Mehrheit an den Investor Hellman & Friedman, der sich nach dem Börsengang 2015 verabschiedete, nun aber wieder einstiegen wollte. Verschiedene internationale Investoren halten große Anteilspakete.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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