Internet-Betrug:Der Trick mit der Adresse

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Betrügereien bei Internet-Bestellungen nehmen kräftig zu. Ob falsche Lieferadresse oder andere Bankverbindung: Kriminelle werden kreativer.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Kriminelle werden immer einfallsreicher, wenn es darum geht, Unternehmen über das Internet um ihr Geld zu bringen. Sie nutzen gestohlene Daten von Kunden, bestellen Ware und lassen diese dann an eine abweichende Lieferadresse schicken. Kommt die Rechnung, weigern sich die echten Kunden natürlich, zu bezahlen. Bis die Masche auffällt, gibt es von den Betrügern keine Spur mehr. In anderen Fällen geben sie sich als Lieferanten aus und teilen eine andere Bankverbindung mit. Sie kassieren das Geld, der eigentliche Lieferant mahnt beim Kunden die Zahlung an.

Der Kreditversicherer Euler Hermes hat 2018 bei Schäden durch den Bestellerbetrug ein Plus von 35 Prozent verzeichnet, beim Zahlungsbetrug waren es 24 Prozent mehr. Dabei geht es um Betrug im kommerziellen Bereich. Die Allianz-Tochter ersetzt Firmenkunden den finanziellen Schaden durch solche Internet-Tricksereien, wenn sie eine sogenannte Vertrauensschadenversicherung abgeschlossen haben. Wenn nicht, bleiben die betroffenen Unternehmen auf den Schäden sitzen. Manche haben zwar eine Cyberversicherung gegen Hackerangriffe abgeschlossen, aber die greift in solchen Fällen nicht.

Besonders gefürchtet bei Unternehmen und Versicherern ist die sogenannte Fake-President-Masche: Hier spielen Betrüger einem Mitarbeiter in der Buchhaltung vor, ein ranghoher Vorgesetzter zu sein. Dann verlangen sie eine hohe Überweisung auf ein Konto in China oder einem anderen Land, die vertraulich zu behandeln ist. Vorbereitung und Umsetzung sind allerdings mit einem hohen Aufwand verbunden.

Das ist anders beim Besteller- und beim Zahlungsbetrug. "Um Zahlungsströme umzuleiten oder eine abweichende Lieferadresse anzugeben, reicht in der Regel eine kurze E-Mail aus", sagt Ron van het Hof, Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Beträge, um die es geht, seien zwar meist geringer als bei Fake President, aber dafür gehe alles sehr schnell und funktioniere oft sogar bei mehreren Firmen gleichzeitig.

Seit 2014 hat Euler Hermes Deutschland vorwiegend bei deutschen Kunden und deren ausländischen Töchtern Schäden durch Fake President, Besteller- und Zahlungsbetrug in Höhe von 190 Millionen Euro registriert. Fake President spielt dabei die entscheidende Rolle, weil es meist um hohe Summen auch im Millionenbereich geht. Insgesamt machten externe Täuschungsdelikte 20 Prozent der gemeldeten Schäden in der Vertrauensschadenversicherung aus. Die meisten Schäden verursachen immer noch die eigenen Mitarbeiter. Genauere Zahlen nennt Euler Hermes dazu nicht.

© SZ vom 28.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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