Interner Konflikt:Machtkampf beim DGB spitzt sich zu

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Die umstrittene Vizechefin Engelen-Kefer und ihre Gegner an der Spitze der Gewerkschaft versuchen hinter den Kulissen Fakten zu schaffen. Der Kampf wird mit harten Bandagen geführt.

Marc Beise

Eine Woche vor dem Bundeskongress spitzt sich der Machtkampf an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zu. Die umstrittene Vize-vorsitzende des Dachverbandes der Arbeitnehmervertretung, Ursula Engelen-Kefer, und ihre Widersacher an der Spitze der mächtigen Einzelgewerkschaften, versuchen noch vor Beginn der Jahrestagung am kommenden Montag in Berlin hinter den Kulissen Fakten zu schaffen.

Insbesondere die Vorsitzenden der IG Metall, Jürgen Peters, und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, wollen die streitbare Langzeit-Gewerkschafterin aus dem Machtzentrum des DGB verdrängen. Mit dem Hinweis, dass die 62-Jährige im Laufe einer erneuten Amtszeit das Rentenalter erreichen würde, soll sie seit Monaten zum freiwilligen Rückzug gezwungen werden.

Die Arbeitsmarktexpertin, die vor allem unter den Gewerkschaftsfrauen Unterstützung genießt, weigert sich standhaft. Der Kampf wird mit harten Bandagen geführt, so soll Engelen-Kefer mit dem Verlust anderer gewerkschaftsnaher Ämter gedroht worden sein, wenn sie sich jetzt nicht aus dem Vorstand zurückziehe.

"Netzwerke waren noch nie meine Sache"

Erstmals hat die Stellvertreterin von DGB-Chef Michael Sommer jetzt in einem Interview auch öffentlich Stellung bezogen. Dem Berliner Tagesspiegel sagte sie: "Ich habe immer deutlich gemacht, dass ich weiterarbeiten will." Sie pries die eigenen Verdienste in der Arbeitsmarktpolitik und als Gewerkschaftsvertreterin bei der Bundesanstalt für Arbeit. Zugleich sprach sie von einer Kampagne gegen ihre Person: "Netzwerke waren noch nie meine Sache. Aber es gab schon welche gegen mich."

Berichte, die daraufhin von einer Ankündigung einer Kampfkandidatur sprachen, sind nach Informationen der Süddeutschen Zeitung jedoch verfrüht. "Sie wollte sich alle Möglichkeiten offen halten, ohne sich ausdrücklich zu erklären", hieß es in Gewerkschaftskreisen. Entscheidend seien die Gremiensitzungen vor und zu Beginn des Bundeskongresses. Sollte die stellvertretende Vorsitzende dort zur Kandidatur aufgefordert werden, werde sie antreten.

Nominierung abgelehnt

Der Vorstand des DGB dagegen hat die Weichen bereits anders gestellt. Er lehnte ihre erneute Nominierung ab und schlug stattdessen für ihren Vizeposten sowie für ihre angestammten Arbeitsgebiete im Bereich der Arbeitsmarkt- und der Sozialpolitik vier andere Kandidaten vor.

Diese sind nach Ansicht des Engelen-Kefer-Lagers nicht ausreichend fachkompetent und profiliert. Es wird dort befürchtet, dass der DGB in der Sozialpolitik an Einfluss verlieren könnte und dass die Chefs der Einzelgewerkschaften beim DGB "durchregieren".

Engelen-Kefer hat sich in jahrzehntelanger Arbeit Anerkennung über das Gewerkschaftslager hinaus erworben. Sie gilt als kompetent und integer, aber auch als Traditionalistin und schwierig im Umgang. Insbesondere mit dem früheren SPD-Partei- und Regierungschef Gerhard Schröder, aber auch mit dem Chef der Einzelgewerkschaften, ist sie mehrfach heftig aneinander geraten.

© SZ vom 15.05.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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