Innovationen auf der IFA:Worldwide Wohnzimmer

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Steuerungscockpit Sofa: Auf der IFA in Berlin präsentiert die Elektronikbranche keine simplen Fernseher, sondern multifunktionale Medienzentralen - in "Size Zero".

Helmut Martin-Jung

Videos mit deutschen Texten? Naja, höchstens 20 Prozent. Rockig? Ja, rockig darf's sein, aber nicht so schnelle Kracher. Nun noch den Startknopf auf der Fernbedienung drücken und fertig ist er, der erste selbst gemixte Musikkanal auf dem eigenen Fernseher.

Putpat heißt das Angebot, auf das man bei Samsung, dem Weltmarktführer für Fernsehgeräte, auf der Ifa sehr stolz ist. Und das, zeigt sich der Konzern überzeugt, ist erst der Anfang: "Das TV-Gerät wird die Drehscheibe im Wohnzimmer", sagt Pressesprecherin Katja Meincke.

Kein Kabelgefummel

Nicht nur ließen sich Geräte auch verschiedener Hersteller relativ einfach miteinander verbinden. Bilder der Digitalkamera erscheinen auf dem Flachbildschirm im Wohnzimmer, ohne dass der Benutzer mit Kabeln fummeln muss. Auch Internetangebote wie Putpat oder die Aufzeichnung der jüngsten Tagesschau lassen sich bequem über die Fernbedienung abrufen - nötig ist dafür nur ein Internetanschluss.

Was vor Jahren kaum denkbar schien, - ultraflache Bildschirme von nur einem Zentimeter Tiefe - solche Geräte stehen zwar noch nicht in den Regalen der Händler, Prototypen laufen aber bereits auf der Messe. Panasonics Flaggschiff Z1 ist ebenfalls sehr flach, so flach, dass die Ingenieure die Empfangseinheit in eine extra Box auslagern mussten, die die Signale per Funk zum Bildschirm schickt und zu den schlanken Lautsprecher-Säulen.

Der Preis von 5000 Euro positioniert das schicke Produkt allerdings in der obersten Region. Auch bei den günstigeren Geräten gehört der Internetanschluss sowie Kooperationen mit Anbietern wie Tagesschau oder YouTube mittlerweile zum Standard.

Lesen Sie auf Seite 2, wie die Hersteller dem Fernbedienungs-Chaos in deutschen Wohnzimmern Herr werden wollen.

Doch die Schlacht um die Hoheit im Wohnzimmer ist noch nicht entschieden. Selbst Anbieter wie Lenovo, bisher für Notebooks und PCs bekannt, hat nun einen Medienserver ins Programm aufgenommen, der digitale Bilder, Videos und Musik verwaltet.

Der Netzwerkausrüster Cisco bietet eine ähnliche Medienzentrale an, und im Prinzip steckt die zentrale Verwaltung multimedialer Daten ja auch im neuen Windows7. Wo die Inhalte von dessen Bibliotheken physisch lagern, spielt keine Rolle.

Der amerikanische Anbieter Sonos fällt auf mit durchdachten kleinen Geräten, die Musik im gesamten Haus verteilen, der besseren Leistung wegen setzt man dabei auf eine eigene Netzwerktechnik, die Signale werden dabei von Gerät zu Gerät weitergegeben. Jüngste Errungenschaft ist eine Fernbedienung mit nutzerfreundlicher Touch-Oberfläche. Wer ein iPhone hat, kann auch dieses zur Steuerung verwenden.

Ähnliches hat auch Logitech im Angebot. "Die Vernetzung des gesamten Heims wird kommen", sagt Produktmarketing-Manager Sven Simon , "aber derzeit ist dafür noch viel zu früh." Logitech setzt daher eher darauf, das Chaos im Wohnzimmer zu reduzieren, durchschnittlich fünf Fernbedienungen lägen in jedem Wohnzimmer, haben die Marktforscher der Firma ermittelt, dazu Spickzettel, in welcher Reihenfolge die Tasten zu drücken sind.

Logitech begegnet dem mit Fernbedienungen, auf die man über das Internet alle Codes für den eigenen Gerätepark abspeichern und zu Sammelbefehlen kombinieren kann. Kostenpunkt: Von 60 bis 349 Euro. Ebenfalls ein unübersehbarer Trend: Musik kommt zunehmend nicht von Tonträgern, sondern übers Netz. Streaming-Dienste wie Napster bieten für wenige Euro pro Monat eine Musik-Flatrate an.

© SZ vom 07.09.2009/jb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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