Industrie:Aufträge brechen ein

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Im internationalen Handel greifen nicht mehr alle Zahnräder ineinander. Das bekommen deutsche Industrieunternehmen zu spüren. (Foto: Uwe Anspach/DPA)

Deutsche Firmen beklagen schlechte Nachfrage aus dem Ausland und große Unsicherheiten.

Die deutsche Industrie hat im Februar einen überraschend starken Auftragsschwund erlitten. Die Unternehmen sammelten 2,2 Prozent weniger Bestellungen ein als noch im Vormonat, teilt das Statistische Bundesamt mit. Ein Effekt des Krieges in der Ukraine ist in den Daten allerdings kaum enthalten. Dieser begann erst am 24. Februar. Der Ausblick für die nächsten Monate fällt gedämpft aus: "Im gegenwärtigen Umfeld von Krieg, Materialknappheiten und steigenden Zinsen wächst auch das Risiko von Stornierungen von Bestellungen", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank.

Der Auftragsschwund in der deutschen Industrie im Februar war insbesondere auf das nachlassende Auslandsgeschäft zurückzuführen, erklären die Statistiker. Dessen Volumen fiel um 3,3 Prozent geringer aus als noch im Januar. Dabei nahm das Neugeschäft außerhalb der Euro-Zone um 3,4 Prozent ab, ebenso wie das aus der Währungsunion: Dieses sank um 3,3 Prozent. Die Inlandsaufträge hingegen gingen nur leicht um 0,2 Prozent zurück. Auch der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe schrumpfte im Februar um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat, nachdem es im Januar noch ein Wachstum von 1,4 Prozent gegeben hatte.

Der Krieg in der Ukraine sorgt allerdings für enorme Unsicherheit - ebenso wie die heftige Corona-Welle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China. Dort liefen die Geschäfte der Dienstleister im März so schlecht wie seit Pandemiebeginn nicht mehr. "Es ist zu befürchten, dass sich der Auftragsrückgang angesichts des Krieges und auch des Lockdowns in Shanghai fortsetzen wird", sagte der Konjunkturexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Jupp Zenzen. "Bei den deutschen Unternehmen, aber auch weltweit machen sich zudem die großen Preissprünge bei Energie und Rohstoffen deutlich bemerkbar."

Hinzu kommen noch massive Lieferketten- und Materialprobleme: 80,2 Prozent der Industriebetriebe klagten im März über Engpässe und Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut herausfand. Für die Industrieproduktion kommt es nach den Worten von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in den kommenden Monaten weniger auf die Nachfrage an als vielmehr auf die Verfügbarkeit von Vorprodukten.

Mehr als einen Monat nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zeigen sich zudem immer mehr negative Folgen für den globalen Handel. Der Konflikt treffe fast alle Volkswirtschaften und den gesamten Welthandel deutlich, so das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Laut dem "Kiel Trade Indicator" für März dürfte der Welthandel im Vergleich zum Vormonat - preis- und saisonbereinigt - deutlich um 2,8 Prozent zurückgehen.

© SZ vom 07.04.2022 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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