Immobilienblase:Haus und Erspartes weg

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Spanien hat unter einer heftigen Immobilienblase gelitten. Noch heute zahlen Kunden für verlorene Häuser, andere bekommen etwas zurück.

Von Thomas Urban, Madrid

Die Hoffnungen der Bankkunden waren vergeblich: Keineswegs brauchen die spanischen Kreditinstitute auf die Zahlung von Hypothekenraten zu verzichten, wenn der Kunde die Immobilie längst abstoßen musste, weil er sie sich in Krisenzeiten nicht mehr leisten kann. Mehrere Gerichte haben entsprechende Klagen abgewiesen. Es bleibt somit dabei, dass Zehntausende von Spaniern in der Krise nicht nur eine Immobilie verloren haben, sondern obendrein ihre Ersparnisse.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass nun Hunderttausende Krisenverlierer obdachlos geworden sind. Die meisten von ihnen wollten sich nämlich eine Zweitwohnung zulegen, für die Kinder, als Feriendomizil oder als Mietobjekt zur Alterssicherung. Ein beträchtlicher Teil von ihnen löste das akute Finanzproblem auch durch den Umzug in eine kleinere Wohnung.

Institute müssen 200 000 Anleger entschädigen, von denen sie zu hohe Zinsen kassiert haben

Immerhin gibt es nun für einen Teil der Betroffenen doch noch Geld, wenn auch nicht so viel wie erhofft. Denn das Oberste Gericht in Madrid hat bereits 2013 Klauseln im Kleingedruckten vieler Hypothekenverträge für ungültig erklärt. Dies gilt besonders für die darin festgelegten Zinssätze, die weit über dem marktüblichen Niveau liegen. Die entsprechenden Formulierungen waren allerdings so verklausuliert, dass kaum ein Laie sie verstehen konnte. Die Banken sind damit, so befand das Gericht, nicht ihrer Pflicht nachgekommen, die Kunden über die Risiken aufzuklären. Rund 200 000 Kleinanleger, darunter 60 000 Kunden von Bankia, bekommen nun die zu viel gezahlten Zinsen zurück - den Unterschied zum marktüblichen niedrigen Zinssatz.

Die Banken wollten die zu viel kassierten Zinsen allerdings rückwirkend erst mit dem Datum des Gerichtsentscheids zurückzahlen. Doch hat im Dezember 2016 der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Stichtag nicht das Urteil des Obersten Gerichtes in Madrid ist, sondern das Datum des Vertragsabschlusses. Die Regierung hat ein Dekret erlassen, das die Banken zu einer schnellen und unbürokratischen Abwicklung verpflichtet. Das Thema hat für große Aufregung in den Medien gesorgt.

Bislang ohne juristische Lösung bleibt indes der Vorwurf, die Banken hätten gezielt eine Atmosphäre geschaffen, die auch Kunden ohne stabile Einkommensperspektiven zum Kauf von Immobilien oder zum Hausbau auf Pump animiert hat. Hier sehen Rechtsexperten auch die Eigenverantwortung der Käufer, sofern gezielte Falschberatung nicht nachgewiesen werden kann.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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