IG Metall:Reformer an die Spitze

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Die IG Metall wird künftig von Berthold Huber und Detlef Wetzel geführt. Damit besetzt Deutschlands größte Gewerkschaft ihre beiden höchsten Führungspositionen mit Reformern.

Sibylle Haas

Die IG Metall steht vor einem Führungswechsel. Danach soll der bisherhige Vizechef der Gewerkschaft, Berthold Huber, 57, den bisherigen IG-Metall-Chef Jürgen Peters, 63, ablösen.

Hat eine klassische Gewerkschaftskarriere hinter sich: Detlef Wetzel. (Foto: Foto: AP)

Darauf hat sich am Montag der bisherige Vorstand geeinigt. Hubers Nachfolger soll Detlef Wetzel, 54, werden, bisher Bezirksleiter aus Nordrhein-Westfalen.

Es ist bei der mit 2,33 Millionen Mitgliedern größten DGB-Gewerkschaft üblich, dass der "alte" Vorstand einen Personalvorschlag macht, den die Delegierten auf dem Gewerkschaftstag (4. bis 10. November) beschließen.

Stellvertreterfrage intensiv diskutiert

Während die Besetzung des Ersten Vorsitzenden schon länger als abgemacht galt, wurde die Stellvertreterfrage seit Tagen intensiv diskutiert. Denn es ging nicht nur um einen personellen Vorschlag, sondern auch darum, wo sich Deutschands mächtigste Gewerkschaft politisch positioniert, ob sie sich auch künftig bei der SPD wiederfindet oder ob sie weiter nach links rückt.

In dem aus 36 Mitgliedern bestehenden Gesamtvorstand lagen zwei Kandidaten zur Abstimmung vor: Wetzel und sein Kollege Hartmut Meine, 55, Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Wetzel gilt wie Huber als Reformer, Meine als Traditionalist wie Peters. Der Vorstand war daher bei seiner Sitzung am Montag um einen Ausgleich zwischen den beiden Lagern bemüht.

Traditionalisten sollen sich wiederfinden

Damit sich die Tradionalisten auch bei den Reformern Huber und Wetzel in der IG Metall wiederfinden, einigte sich der Vorstand darauf, dass Hans-Jürgen Urban, 46, bisher Leiter des Bereichs Grundsatz, Gesellschaftspolitik und strategische Planung, und Helga Schwitzer, 56, Bezirkssekretärin in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, für die Wahl zum geschäftsührenden Vorstand kandidieren werden.

Deutschlands mächtigste Gewerkschaft wollte eine Kampfabstimmung wie 2003 auf jeden Fall vermeiden. Vor vier Jahren hatte sich Peters gegen den vom damaligen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel vorgeschlagenen Huber durchgesetzt. Dies spaltete die Gewerkschaft in das Lager der Bewahrer um Peters und der Modernisierer um Huber.

Mitgliederbonus

Wetzel führt seit Juli 2004 den mit etwa 600.000 Mitgliedern größten Bezirk der IG Metall. Dort hat er den Mitgliederschwund gestoppt, unter anderem durch einen Mitgliederbonus, den er einführte. Danach nehmen Gewerkschafsmitglieder geringere Einbußen hin als andere, wenn Arbeitgeber zur Sanierung vom Tarifvertrag abweichen wollen.

Der gebürtige Siegener hat Werkzeugmacher gelernt und später Sozialarbeit studiert. Sein Aufstieg in der Gewerkschaft ist klassisch: erst Jugendvertreter, Vertrauensmann, ehrenamtlicher Bildungsreferent, später dann Gewerkschaftssekretär, 2. Bevollmächtigter, 1. Bevollmächtigter und Mitglied der Bezirkskommission in Nordrhein-Westfalen.

Wetzel gilt als einer, der in der Tarifpolitik neue Wege geht. Mit dem Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie 2006 hat sich Wetzel bundesweit einen Namen gemacht.

Anerkennung auch im Arbeitgeberlager

Neu daran waren Öffnungsklauseln, die Einmalzahlungen an den wirtschaftlichen Erfolg der Firmen koppeln. Dieser Abschluss hat dem Pragmatiker Wetzel damit auch im Arbeitgeberlager Anerkennung eingebracht. Dort wird er auch wegen seiner Kompromissfähigkeit geschätzt.

© SZ vom 04.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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